Effekte ausgewählter Neurotoxine auf Funktion und Struktur des Gehirns als „Generator und Rezeptor“ im (Leistungs-)SportErgänzungen zum 7. und letzten Teil der Beitragsserie „Zur Bedeutung der Ernährung für das Gehirn“
Stoffe gelangen leicht mittels passiver Diffusi-
on durch den Lipidanteil von Zellmembranen
Toxische Wirkungen sind abhängig von der Do-
ins Blut und werden so schnell im Organismus
Zum Verständnis neurotoxischer Effekte auf die
sis, der Dauer der Einwirkung und dem Einwir-
verteilt. Lipide und lipidhaltige Organe (z.B.
Funktion und Struktur des ZNS müssen mor-
kort (lokal an der Haut, den Atemwegen oder
zentrales und peripheres Nervensystem) sind
phologische und funktionelle Voraussetzungen
systemisch im Organismus). Nach Einwirken
die primären Speicherorte organischer Chemi-
sowie Kenntnisse über die Entwicklung und Re-
einer gegebenen Dosis – d.h. bei chronischer
generation des Nervengewebes berücksichtigt
Einwirkung einer (auch geringen) Konzentrati-
Im Fremdstoffmetabolismus werden toxische
werden. Wichtige allgemein gültige Besonder-
on multipliziert mit der Einwirkungszeit abzüg-
Substanzen entgiftet und zu polaren Metaboli-
heiten des Nervensystems sind die Blut-Hirn-
lich der Ausscheidungsmenge – treten Krank-
ten umgewandelt (Biotransformation), damit
Schranke, der Energiebedarf, die neuronale
heitszeichen auf, die zwar charakteristisch
sie ausgeschieden werden können. In manchen
Vernetzung, die Rolle der Lipide und die synap-
sind, jedoch von der Vorschädigung und der in-
Fällen führt der Metabolismus aber zur Bildung
tische Transmission sowie die eingeschränkte
dividuellen Giftverarbeitung abhängen (u.a.
Regenerationsfähigkeit von Neuronen. Alle Tei-
schädlichen Wirkungen erzeugen (so genannte
le des zentralen und peripheren Nervensy-
Summationsgifte führen im Unterschied zu
Bioaktivierung). Im Metabolismus von Schad-
stems sind potenzielle Ziel- und Wirkorte von
Konzentrationsgiften (hier steigt die Stärke der
stoffen ist die Bildung freier Radikale mit hoher
Schadstoffen. Die Membranoberfläche des ge-
chemischer Reaktivität ein bedeutender toxi-
samten Neurons dient der Transduktion und In-
Rezeptoren) zu einer irreversiblen Verände-
tegration der an den Synapsen aufgenomme-
rung, die ihrerseits auf nicht umkehrbaren Pro-
Prozess ist eine unerwünschte Folge der Biot-
nen Signale und ist daher von entscheidender
zessen am Rezeptor beruht (Fent, 2003). Wird
ransformation. Freie Sauerstoff-Radikale kön-
funktioneller Bedeutung (Anthony et al., 2001;
in den Organismus gleichzeitig mehr als ein
nen aber ebenfalls zur Bioaktivierung beitra-
Fent, 2003; Andreas & Ray, 2004).
Fremdstoff (mit neurotoxischen Eigenschaf-
Die Schädigungen der Nervenzellen werden
ten) aufgenommen, kann bei geeigneter Kom-
Bei der Elimination von Fremdstoffen ist die
nach betroffenen Zellanteilen klassifiziert und
bination eine Wechselwirkung auftreten. Diese
passive Diffusion wichtigster Transportprozess.
müssen von Schäden an der Myelinscheide un-
führt zu einer qualitativen und quantitativen
Die Eliminationsrate organischer Chemikalien
terschieden werden. Die Verwundbarkeit kann
Änderung der ursprünglichen Wirkung einer
sinkt mit zunehmender Lipophilität. Stoffe, die
mit der Zeit, dem funktionellen Status und mit
Fremdsubstanz (Freundt, 1998). Biologische
nur langsam eliminiert werden, können hohe
dem Zelltyp variieren. Das kann zu unerwarte-
Faktoren wie die genetische Prädisposition,
Körperkonzentrationen mit entsprechend lan-
ten Interaktionen führen, wie an Ratten nach-
Diät oder jahreszeitlich bedingte physiologi-
ger Wirkzeit haben. Bei andauernder Belastung
gewiesen wurde, die einer ansteigenden Be-
sche Änderungen wirken sich auch auf die
stellt sich ein Gleichgewicht zwischen Resorp-
schallung nur eines Ohres während der Intoxi-
Empfindlichkeit gegenüber Umweltchemikalien
tions- und Eliminationsprozess ein. Bei langsa-
kation mit Metronidazol oder Dinitrobenzol
mer oder fehlender Elimination kommt es zur
ausgesetzt waren. Sie wiesen danach Läsionen
Organismen können eine gewisse Schadstoff-
Bioakkumulation (= Anreicherung von Fremd-
der Hörbahn der stimulierten Seite in korre-
Toleranz erwerben. Die Adaptation geht u.a. auf
stoffen im Organismus). Die Bioakkumulation
spondierender Schwere auf. In ähnlicher Weise
die Bildung des schwermetallbindenden Pro-
nimmt zu mit der Lipophilität des Fremdstoffes
wurden größere Schäden im motorischen Areal
und dem Lipidgehalt des Organismus1 (Fent,
des Hirnstamms bei Dinitrobenzolvergiftung
zurück. Auch eine gegenteilige Reaktion, d.h.
und gleichzeitig gesteigerter motorischer Akti-
eine reduzierte Toleranz, kann auftreten (Fent,
Folgende Entgiftungs-, Reparatur- und Schutz-
vität beobachtet. Solche Läsionen werden als
prozesse sind für den Schutz der Zelle u.a. von
gebrauchsabhängig bezeichnet. Es konnte fest-
Vier Phasen kennzeichnen die Toxikokinetik von
gestellt werden, dass Blei- oder Thalliumneuro-
Fremdstoffen im Organismus: Aufnahme, Ver-
Schutz der genetischen Information, Entgif-
pathien sich häufiger im dominanten Arm ma-
teilung, Metabolismus und Ausscheidung. Sie
nifestieren und durch Toluol oder Schwefelkoh-
alle sind für die Bioakkumulation und Toxizität
(Cytochrom P450-abhängige Monooxygenasen)
lenstoff hervorgerufene Ohrtoxizität sich in lau-
und Phase-II-Enzymen, Schutzreaktionen der
ten Arbeitsbereichen stärker ausbildet.
brangängigkeit ist eines der wichtigsten Krite-
Zelle gegenüber oxidativem Stress, Induktion
Die Blut-Hirn-Schranke schließt diejenigen
rien für die Aufnahmefähigkeit und Verteilung
von Metallothionein und Stressproteinen (Fent,
wasserlöslichen Moleküle, die nicht über ein ei-
genes spezifisches Transportsystem verfügen,
Risikoabschätzungen an menschlichen Popula-
vom Transport in das ZNS aus, gestattet aber li-
tionen sind wegen bedeutender genetischer
pophilen Molekülen einzudringen. Zusätzlich
Unterschiede (z.B. individuelle Ausstattung mit
werden Fremdstoffe in Endothelien und Astro-
zyten metabolisiert. Die Blut-Hirn-Schranke hat
Fische mit hohem Fettgehalt wie z.B. Aal, Lachs und
mit Glutathion-S-Transferasen) problematisch
Lücken an den Grenzen des ZNS, in den Dorsal-
Hering weisen höhere Gehalte an persistenten Fremd-stoffen auf als andere Fische (Fent, 2003, S. 189).
(Mayer & Stevens, 1998; Kuklinski, 1999).
wurzelganglien und autonomen Ganglien, und
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