Evakreisky.at

6HPLQDULQIRUPDWLRQ 600424 SE aus politischer Theorie/Ideengeschichte: „Familiendrama - Drama Familie“; iC 2.21.41 6WXGLHUHQGH Martina Madner, 9404222, A300/301 JedeR hat eine Vorstellung davon, was eine Familie ausmacht. Sollen aber Kriterien festgelegt werden, welches Zusammenleben von Menschen, dem einer Familie entspricht gehen die Vorstellungen weit auseinander. Im Duden wird unter dem Stichwort „Familie“ einerseits eine „Gemeinschaft aus einem Elternpaar u. mindestens einem Kind“ oder aber auch die „Gruppe der nächsten Verwandten“, die „Sippe“ verstanden. Da „Eltern“ nicht näher definiert wird, können sich demnach heterosexuel e wie homosexuel e Pärchen mit Kind(ern) als Familie bezeichnen. Die Ehe ist offenbar keine Voraussetzung und ob Kinder leiblich oder adoptiert sind spielt ebenfal s keine Rol e. Al einerzieherInnen mit ihren Kindern bleiben al erdings ausgeschlossen. Damit wird deutlich, dass bereits bei dieser inhaltlich leeren1 Definition des Begriffs das soziale Gefüge der Familie über Ein- und Ausschluß von Personen konstruiert wird. In der Familiensoziologie wird versucht, dem Begriff der „Familie“ umfangreicher zu begegnen. Deshalb wird die Definition genauer aufgeschlüsselt, und anstatt von GHU Familie von einer „Pluralität von Familienformen“ gesprochen. (Vgl. Walch 1995, S.2 und Lüscher 1999, S.3) Nave-Herz bezieht beispielsweise in ihre Kategorisierung von verschiedenen Familien den Prozess der Familienbildung, d.h. Geburt, Adoption, Scheidung, Verwitwung und Wiederverheiratung und die unterschiedliche Zusammensetzung (Eltern-, Mutter-, Vaterfamilie) mit ein und differenziert zwischen ehelichen und nichtehelichen Gemeinschaften woraus sich elf verschiedene Familienformen ergeben: Die traditionel e Vater-Mutter-zwei Kinder-Familie steht also zehn anderen Kombinationen gegenüber. (Vgl. Nave-Herz nach Walch 1995, S.3) Die Einteilung von sozialen Lebensformen in Familientypen – egal ob diese als Kernfamilien, Patchworkfamilien, Ein-Elternteilfamilien oder anders bezeichnet werden – wäre al erdings vernachlässigbar, wenn sie sich nur auf die rein wissenschaftliche Kategorisierung beschränken würde. Tatsache ist aber, dass der Lebensgemeinschaft „Familie“, in theorie- und realpolitischen Zusammenhängen eine besondere gesel schaftliche Aufgabe zugeschrieben wurde und wird. Außerdem werden verschiedene Familientypen bewertet und einer davon - die traditionel e Vater-Mutter-Kind(er)-Familie – idealisiert. Mehr noch: Es wird ein Bedrohungsszenario für dieses angeblich historisch gewachsene Familienbild und „deren“ Werte gezeichnet. Und das obwohl es zu keiner Zeit im geschichtlichen Verlauf und auch in keiner bestimmten Region nur einen einheitlichen Familientyp – die Kernfamilie –, sondern immer verschiedene Familientypen gab. (Vgl. Mitterauer 1990, S.25) Familienbilder sind also konstruiert. Damit ist gemeint, dass das Bild einer normalen „Familie“ als Kernfamilie zwar durch Beschreibung einer bestimmten Art von Lebensgemeinschaft entstanden ist. Diese Norm hätte aber – ein anderer Blickwinkel auf andere soziale Gefüge des familialen Zusammenlebens vorausgesetzt – auch anders aussehen können. Damit diese angebliche Normalität von Familie zu einem normativen Begriff wird, müssen ihm noch Inhalte zugeordnet werden. Und daran ist der öffentliche und politische Diskurs maßgeblich beteiligt. (Vgl. Bohrhardt 1999, S. 23f) 1 Mit „inhaltlich leer“ meine ich, dass offen bleibt wie das Zusammenleben einer Familie gestaltet ist und welche Rol e die einzelnen Familienmitglieder übernehmen (sol en). Historisch gesehen begann die Ideologisierung des Begriffs Familie mit seinem besonderen Rol enverständnis für Männer und Frauen im 18. Jahrhundert mit dem Aufstieg des Bürgertums. Beeinflusst wurde das Bild von der Literatur der Romantiker: nicht mehr ökonomische Gründe, sondern die romantische Liebe sol te die Grundlage der (ehelichen) Paarbeziehung, und damit der Familiengründung sein. (Vgl. Peukert 1999, S. 20ff) Aber auch die Wissenschaft hat an der Konstruktion des Familienbildes mitgewirkt. Bis in die 60er Jahre wurde an Emile Durkheims Kontraktionsthese, die er um die Jahrhundertwende beschrieb, festgehalten, obwohl sie mehrmals widerlegt wurde: die Großfamilie hätte während der industriel en Revolution an Funktion verloren, und sich so zur modernen, isolierten Kernfamilie entwickelt. (Vgl. Bohrhardt 1999, S.36f) Dennoch könnte seine Beschreibung auch heute noch für den Normentwurf von Familie herhalten. Emile Durkheims „moderne Familie“ ist eine GattInnen-Familie mit Kindern. Durch gesetzliche Regelung ist die „Familie“ unter staatlicher und damit öffentlicher Kontrol e. Gleichzeitig gilt sie aber auch als der Hort des Privaten, des Intimen – ein Rückzugsort, indem individuel e Bedürfnisse ausgelebt werden können. Die „Familie der Moderne“ ist damit auf „Mann-Frau-Beziehungen“ begründet, zugleich privat und öffentlich, individualistisch und ihr fehlt ein intergenerationaler Hintergrund. (Vgl. Singly 1994, S.9ff) Entscheidend für die Gestaltung des Familienbilds war darüber hinaus die Veränderung des Stel enwerts von Kindern. Die Erziehung dieser gewann nicht nur an Bedeutung, sondern sol te (im Idealfal ) nun nicht außer Haus stattfinden, sondern im kleinfamiliären Rahmen. Denn die Fürsorge der Mutter wurde als besonders wichtig für die Entwicklung des Kindes betrachtet. Frauen hätten dafür angeblich einen natürlichen, angeborenen Instinkt. Die (bürgerliche) Frau konnte über die Erfül ung der Mutterrol e auch eine Aufwertung als angeblich gleichwertige Partnerin erfahren, wurde aber auch für das Scheitern von Erziehung al eine verantwortlich gemacht2 und hatte keine Wahl zwischen Familien- und Erwerbsarbeit. Die Rol enverteilung mit der Frau als im privaten Haushalt sorgende Mutter und dem Mann als im öffentlichen Erwerbsleben Tätiger wurde damit als Idealbild der Kleinfamilie festgeschrieben, und als gleichwertig und gleich wichtig für die Gesel schaft betrachtet. (Vgl. Stolz 1995, S.20ff) Tatsächliche Abhängigkeiten und Ungleichheiten wurden und werden verschleiert. In den 20er und 30er Jahren hatte dieses Familienbild durch erste familienrechtliche Reformen an Bedeutung eingebüßt, al erdings nur kurz. Austrofaschismus und Nationalsozialismus reinstal ierten die patriarchale Kernfamilie als Ideal, zuerst auch praktisch mit Fördermaßnahmen, Mutterkreuz etc., dann nur noch ideologisch, denn aufgrund des Männermangels bestand Notwendigkeit und Möglichkeit für Frauen einer Erwerbsarbeit nachzugehen. Al erdings mit der Doppelbelastung der Kindererziehung nebenbei – eigentlich der Prototyp der Al einerzieherin. In den 50er und 60er Jahren – der Blütezeit der Idealisierung der Kleinfamilie - wurden Frauen wieder in die Familie zurückgedrängt. Erst in den 70ern machten sich die Erfolge der Frauenbewegung bemerkbar und mündeten in veränderten gesetzlichen 2 Rousseau beschreibt in seinem Familienroman „Emile“ Kinder als „von Natur aus gut“. Fehler seien deshalb bei der Erziehungsperson zu suchen. (Vgl. Rousseau nach Stolz 1995, S.22) Rahmenbedingungen und einer Frauenpolitik, die nicht mehr (nur) in familären Zusammenhang gesehen wurde. Zwar wurde bereits in den 80ern mit Thatcher und Reagan und in den 90ern wieder reaktionäre und neokonservative Familienpolitik betrieben. Österreich folgt der Restaurierung der „Familienwerte“ durch die ÖVP-FPÖ-Regierung. (Vgl. Kreisky o.J., S. 12ff) Wie „Familie“ gesehen wird zeigen die Aussagen von ÖVP und FPÖ-PolitikerInnen in einer aktuel en Stunde des Nationalrats vom 14. April 2003 zum Thema „Familienland Österreich“. Beide Regierungsparteien sind sich einig, dass „die“ Familie der Grundbaustein des österreichischen Gesel schaftssystems sei. So meinte die FPÖ-Abg. Barbara Rosenkranz: „Für uns Freiheitliche ist Familie tatsächlich GLH *UXQGODJH des Staates (.) Für uns ist Familie GLH Organisation, GLH Einheit, in der Kinder, vor al em in den frühen Jahren, am besten gedeihen können.“ Um auch gleich klarzustel en, wer die Familienarbeit leistet und wie sie zu bewerten sei: „Es geht vielmehr darum, jene Arbeit, die Frauen in der Familie leisten, die sie zugunsten ihrer Kinder und damit zugunsten der Entwicklung unserer Gesel schaft leisten, auch entsprechend zu KRQRULHUHQ“ Dem kann ÖVP-Abg. Mag. Elisabeth Scheucher- Pichler nur zustimmen, wenn sie zwar die Väter „einlädt“ sich an der Familienarbeit zu beteiligen, es aber für begrüßenswert hält „wenn Frauen sich dafür entscheiden, sich mehr Zeit für Kinder zu nehmen. Ich glaube, dass das ein guter, ein richtiger Weg ist, sich eine Zeit lang auch diesem Bereich speziel zu widmen.“ So ist es nur konsequent, dass Frauen- und Familienpolitik für sie „einen gemeinsamen Nenner haben“. (Stenografisches Protokol 29.4.2003, S.22ff) „Familie“ wird aus dem privaten Raum herausgeholt und politisiert, al erdings nicht wie das von FeministInnen und FrauenpolitikerInnen seit Jahrzehnten gefordert wurde, sondern unter anderen Vorzeichen. Anstatt in die „Familien“ Gleichstel ungs- und Geschlechterpolitik zu bringen, wird das traditionel e Bild der Kernfamilie mit Frauen als Familienarbeiterinnen tradiert. Anstatt Männer in die Verantwortung für Familienarbeit miteinzubeziehen und gesel schaftliche Maßnahmen zu treffen, die beiden Geschlechtern ein eigenständiges Erwerbsleben ermöglichen, wird das Konstrukt „Familie“ ideologisch aufgeladen und als einzig möglicher Grundbaustein für die Gesel schaft überhöht. Nach neoliberalen Vorstel ungen ist das nur konsequent: den die „Institution“ der Familie sol soziale Probleme und Entsolidarisierung, die durch den Wandel des Leistungsstaates in einen Ordnungsstaates entstehen, auffangen. Eine Pluralisierung der Lebensstile nach marktwirtschaftlichen Gesetzen wird nur in Bezug auf das Erwerbsleben gefordert: ArbeitnehmerInnen müssen individuel e Lösungen für sich selbst finden, sie werden vom Staat und damit auch von jeglicher Unterstützung, auch Gleichstel ungmaßnahmen, „befreit“. Damit ein flexibles Zeitmanagement zumindest bei einem Teil - dem männlichen - der Bevölkerung möglich ist, bedarf es der „Familie“. Familienarbeit, die Versorgung von Kindern, wird als scheinbar gleichwertig mit Erwerbsarbeit definiert und idealisiert, und mit finanziel er Zuwendung – die al erdings nicht an finanziel e Einkünfte aus Erwerbsarbeit heranreicht –, dem Kindergeld, „belohnt“. Die Folge: „die Befreiung über den Markt für den Einen wird (.) zur Dienstbotinnengesel schaft für die Anderen.“ (Hammer/Österle nach Rosenberger 2002, S.15) (Weibliche) Abhängigkeiten von Männern, die ohne durchgehende Erwerbsarbeit entstehen, bleiben ebenso verdeckt, wie Verdrängungen aus der Erwerbsarbeit, die durch den fehlenden durchgängigen Kündigungsschutz bei Kindergeldbezug entsteht. An familialen Konzepten wird demnach die Kleinfamilie mit Frauen als „Mutter und Hausfrau“ oder „Dazuverdienerinnen“ präferiert, eine alternative Aufteilung von Familien- und Erwerbsarbeit wird weder konzeptionel von finanziel unterstützt. (Vgl. Rosenberger 2002, S.14ff und Rosenberger 2001, S.32ff) Und das aus guten Gründen: Für den Staat selbst bringt die Konstruktion „Familie“ finanziel e Vorteile mit sich. Staatliche Pflege und Betreuung von Alten, Kindern und Kranken kostet, wird sie aber von der „Familie“, und damit meist Frauen übernommen, bleibt sie unbezahlt. (Vgl. Kreisky o.J., S.6) Somit wird deutlich, dass der Staat aus den genannten Gründen gleich in doppelter Weise „Familie“ produziert: einerseits als normatives Leitbild, und darüber hinaus – über die finanziel e Unterstützung der als Norm betrachteten Familie – , auch real-existierende Lebensgemeinschaften, die diesem Leitbild entsprechen. (Vgl. Bohrhardt 1999, S.29) • Wie aber trägt das Fernsehen an der Tradierung von bestimmten Familienbildern • Welche Rol e spielen Realityformate bei der Entwicklung von Familienbildern der • Welches Familienbild wird überhaupt in einer Family-Reality-Soap transportiert? Welche Frauen- und Männerrol e(n) werden den ZuseherInnen geboten? Aber nicht nur der Staat sondern auch Fernsehsender haben als Unternehmen ein wirtschaftliches Interesse ein traditionel es Familienbild zu zeigen. Das Ziel finanziel erfolgreich zu sein. Da hohe Einschaltquoten die Voraussetzung für die Finanzierung durch Werbung sind, wird versucht ein möglichst großes Publikum zum Zusehen zu bewegen. Inhalte müssen kommunizierbar sein, und damit über Familien berichtet wird, müssten einige Voraussetzungen erfül t werden, u.a. „die Nähe zur Al tagswelt der lesenden bzw. Zuschauenden (‚Kernfamilie‘ als ‚Normalfamilie‘), die Bestätigung von Al tagsmythen (.), der Anschluß an dominante Wertvorstel ungen und Leitbilder“ (Bohrhardt 1999, S.40) Damit könnte vermutet werden, dass auch in Fernsehserien, ein traditionel es Bild einer patriarchalen Kernfamilie präsentiert wird. Ob das aber wirklich so ist, wird im Folgenden zu prüfen sein. Das medial vermittelte Bild von „Familie“ ist kein Spiegelbild der real existierenden Lebensgemeinschaften. „Das Fernsehen bzw. die Serie schafft sich eine eigene Paßform für die Wirklichkeit, die dadurch wieder trivial, aber für manche doch verblüffend echt wirkt.“ (Heinrichs/Jäckel 1999, S.50) Politikwissenschaftliches Interesse am medial vermittelten Bild von „Familie“ ergibt sich aus den Motiven der FernsehzuseherInnen für ihre Mediennutzung. Neben parasozialer Interaktion und Interaktionsersatz, wobei die reale Kommunikation mit den Mitmenschen auf jene mit den Seriendarstel ern verlagert wird oder durch Fernsehkommunikation ersetzt wird; Eskapismus, der Flucht vor der eigenen Lebensrealität; Zeitvertreib, Entspannung und Erholung; sowie der Strukturierung der Al tag, sieht das Publikum in der Nutzung von Fernsehangeboten auch folgenden „Gewinn“: die Vermittlung von Information, das Vermindern eigener Unsicherheiten im Leben und damit auch die Bestätigung eigener Wertvorstel ungen. (Vgl. Mc Quail nach Heinrichs/Jäckel 1999, S.51) Da auch Daily Soaps und ähnliche Formate Informationen über zwischenmenschliches Verhalten, Lebensstile, Normen und Werte vermitteln, beeinflussen sie die Identitätsbildung der ZuseherInnen und damit auch ihr politisches Denken und Agieren. Fernsehserien stel en Model e und Denkanstöße vor, wie Problematiken des Al tagslebens gelöst werden können, und bieten somit Orientierungshilfen für die eigene Lebensrealität der ZuseherInnen. (Vgl. Dörner 2001, S.157ff und Heinrichs/Jäckel 1999, S.52) Bezogen auf Familie bedeutet das, dass „vorgelebte“ Familienmodel e imitiert werden könnten, Rol enbilder als „Norm“ akzeptiert werden und damit persönliche familienpolitische Entscheidungen in eine bestimmte Richtung beeinflußt werden. Angebote und Bilder, wie Familie angeblich ist bzw. sein sol , geben Familienserien von den 50er Jahren bis heute. Wie von politischen Theoretikern und Politikern wird Familie auch im Fernsehen konstruiert, wobei die Serien lange Zeit das traditionel e Familienmodel der Kernfamilie vorherrschte: In den 50er und 60er Jahren wurde Familie als „intakte Gemeinschaft ohne gesel schaftlichen Zusammenhang“ gezeigt – eheliche Gemeinschaften mit Männern als erwerbstätige Familienernährer und Frauen als fürsorgliche Erzieherinnen und Haushaltsführende mit leiblichen Kindern. Probleme, die in diesen Serien auftreten, werden in der familiäre Gemeinschaft durch Gespräche gelöst, am Ende ist die Ordnung wieder hergestel t: Familie an sich wird zum al einigen Problemlöser. Auch in den 70ern blieb das Grundprinzip der Kernfamilie bestehen, al erdings floss Sozialkritik in einzelne Serien ein: Familie wurde in einen gesamtgesel schaftlichen Zusammenhang gestel t und familieninterne Strukturen offengelegt. Beispiele dafür sind Arbeiterserien wie „Acht Stunden sind kein Tag“ in Deutschland und „Ein echter Wiener geht nicht unter“ in Österreich. (Vgl. Machenbach 2000, S.45 und Dörner 2001, S.162) Erst in den 80er und 90er Jahren setzt ein Wandel ein. Weiterhin gibt es Serien die Familie zwar als „Ort zwischenmenschlicher Auseinandersetzung und Konflikte“ zeigen, aber auch als Hort für Glück und Harmonie sehen. In diesen Serie bleibt ein traditionel orientiertes Geschlechterrol enbild bestehen: Das „ideale Familienmodel “ ist die klassische Kleinfamilie Vater, Mutter, Sohn und Tochter, wobei dem Vater nach patriarchalen Vorstel ungen der ökonomische Versorger und die Mutter für Partnerschaft, Erziehung und Haushalt zuständig ist. Sind Frauen berufstätig, arbeiten sie meist in Sozialberufen oder Bürojobs in abhängigen und untergeordneten Positionen. Die Doppelbelastung der Frauen wird dabei aber nicht thematisiert. Frauen werden nach wie vor meist passiver als Männer dargestel t, alternative Lebensentwürfe zur heterosexuel en, dauerhaften Beziehung werden kaum geboten. (Vgl. Machenbach 2000, S.45f) Dennoch vol zieht sich zumindest in manchen Fernsehserien ein Wertewandel beim Familien- und Frauenbild: Kleinsteuber spricht sogar von einem in Fernsehserien vermittelten Geschlechterverhältnis, das „tendenziel feministischen Leitbildern nahekomme“. (Kleinsteuber nach Heinrichs/Jäckel 1999, S.52) Neben Serien mit traditionel en Rol enbildern in der Familie, werden nun auch alternative Konzepte angeboten. Bei der deutschen Serie „Forsthaus Falkenau“ wird die Familie als „Hort der Ordnung und der Geborgenheit“ inszeniert, mit einer klassischen Vaterfigur, dem Förster Martin Rombach, als Familienautorität. Berufstätigkeit der Ehefrau darf zwar bestehen, al erdings in Form von Teilzeitbeschäftigung, denn Partner und Kinder dürfen von der Frau nicht vernachlässigt werden. Zusätzlich zu diesem Familienbild wird ein Model der Patchworkfamilie gezeigt: Frau lebt gemeinsam mit leiblichem Kind und Stiefvater, und sorgt für das finanziel e Aufkommen der Familie, während der Mann die Hausarbeit übernimmt. Das Model wird al erdings als instabil präsentiert: die Frau „endet“ als Al einerzieherin. (Vgl. Dörner 2001, S.182ff) Die Serie „Die Lindenstraße“ präsentiert dagegen diverse sich im Prozess der Veränderung befindliche familiale Konzepte, und zeigt die Kernfamilie als eine „in Auflösung befindliche Instiution“. Patchworkfamilien; unverheiratete homosexuel e und heterosexuel e Pärchen mit und ohne Kinder; Al einerzieherInnen mit leiblichen oder Pflegekind; ehemalige Pärchen, die (wieder) mit dem gemeinsamen Kind in einer Wohngemeinschaft zusammenleben sind ebenso zu sehen, wie das Bild der „klassischen“ Kernfamilie, bestehend aus einem heterosexuel en Ehepaar mit leiblichem Kind. (Vgl. Dörner 2001, S.175 und www.lindenstrasse.de) Der Unterschied zu „Forsthaus Falkenau“ ist der, dass al e Familien gleichwertig nebeneinander stehen, und kein Familienbild als Ideal transportiert wird. Auch Hausarbeit und Berufstätigkeit wird anders vermittelt: sie beschränkt sich in der Serie weder auf Frauen noch auf Männer. Die extrem-patriarchale Rol enverteilung (der Mann übernimmt die Erwerbsarbeit, die Frau versorgt den Haushalt und die Kinder), wie sie bei der Familie Beimer bis 1991 gezeigt wurde, ist (zur Zeit) nicht vorhanden. Obwohl Frauen in einigen der Familien trotz Berufstätigkeit mehr bei Hausarbeit gezeigt werden als deren Männer, so der Fal bei Familie Zenker oder Familie Kling, gibt es größtenteils die partnerschaftliche Aufteilung, in einem Fal auch einen Hausmann. (Vgl. www.lindenstrasse.de) Ob „Die Lindenstraße“ mit ihren alternativen Familienbildern heute die Ausnahme oder die Regel in der Serienlandschaft, bedarf einer vergleichenden Untersuchung des aktuel gebotenen TV-Programm. Ein Blick in dieses läßt die Vermutung zu, dass auch heute noch hauptsächlich die Kernfamilie präsentiert wird: Von insgesamt 34 als Serie ausgewiesenen Sendungen eines Tages3 auf ORF 1 und ORF2 spielt in 14 Serien - die zum Teil mit Wiederholungen gesendet werden – Familie eine große Rol e. Unter diesen stehen in sieben Serien traditionel e biologische Kernfamilien im Mittelpunkt: so bei „Malcolm mittendrin“, „Hör mal wer da hämmert“, „Dr. Sommerfeld – Neues von Bülowbogen“, „Eine himmlische Familie“, „Eine starke Familie“, „Die Simpsons“ und „Die Osbournes“. In vier Serien sind Al einerzieherInnenfamilien zu sehen: „Drei Damen vom Gril “, „Sabrina –total verhext!“, „Al e meine Töchter“ und 3 Von Donnerstag, 18. September 2003, 7:00 Uhr bis Freitag, 19. September 2003, 7:00 Uhr „Nikola“. In „Charmed – Zauberhafte Hexen“ besteht die Familie aus drei Schwestern. Nur in den Serien „Reich und Schön“ und „Kaisermühlenblues“ stehen verschiedene familiale Konzepte im Mittelpunkt. Wie die Rol enverteilung innerhalb der Familien aussieht und welches Geschlechterverhältnis transportiert wird, wäre genauer zu untersuchen, deutlich wird aber schon al ein durch die Aufzählung, dass die traditionel e Kernfamilie am häufigsten reproduziert wird. Rechtzeitig zum Jahrtausendwechsel wurde einem „neuen“4 Serienformat zum Durchbruch verholfen: dem Reality-Soap-Format. Zu Beginn wurde noch kontroversiel diskutiert5, ob solche Sendungen ethischen Ansprüchen gerecht werden, nichts desto trotz war das Format bald etabliert und findet in zahlreichen verschiedenen Varianten eine Fortsetzung. Was aber macht Reality-Soap-Formate aus? „Big Brother“ und damit auch „Taxi-Orange“ kann keiner homogenen Mediengattung zugeordnet werden. Sie sind vielmehr eine Mischung aus Spielshow, einer Serie im Sinne einer Soap, einer Talkshow und einer Dokumentation. (Vgl. Bohrmann 2000, S. 5) Das Besondere an diesen Reality-Soap-Formaten ist, dass sie im Unterschied zu anderen Serien nicht mit Schauspielern als handelnde Personen, sondern mit real existierenden Menschen aufwarten. Dadurch sol Authentizität vermittelt werden, der Schein von der Beobachtung von „echten“ Menschen bei der Bewältigung des Al tags wird erweckt. Bei Serien wie „Taxi Orange“ und „Big Brother“ ist dieser Al tag al erdings künstlich geschaffen. Die TeilnehmerInnen leben auf engstem Raum mit fremden Menschen für eine vorgegebene Zeit in einer Art Wohngemeinschaft und unterwerfen sich dem eng gestrickten Regelwerk des Serienkonzepts. (Vgl. Flicker 2001, S.24) Sie wurden nicht zufäl ig, sondern nach Charakteren, Aussehen und Alter ausgewählt, womit ein bestimmter Rahmen für Spannungs- und Konfliktpotential vorgegeben wird. Da sie außerdem wissen, dass ständig Kameras auf sie gerichtet sind, agieren sie anders als sie das in gewohnter Umgebung tun würden. Authentizität ist aber auch deshalb nur Schein, da von RegisseurInnen aus der Gesamtheit der Aufnahmen die eigentliche Serie erst zusammengestel t wird. Durch Schnitt- und Montagetechniken wird der Sendung wie bei anderen Fernsehserien eine dramaturgische Handlung gegeben, mit „‚Action‘, Spannung, ‚Plot Points‘, Figurenzeichnung, Sympathien, Liebesgeschichten, Konflikte und ‚Lifestyle‘“ (Ebd.) Deshalb sind auch Reality-Formate keine Abbildung von Interaktionen realer Personen, sondern konstruierte Handlung inszenierter Figuren. Trotzdem sehen viele ZuseherInnen in Reality-TV-Sendungen auch authentische Einblicke in das Leben anderer. In einer Studie von Grimm zum Nutzungsverhalten von „Big Brother“ stimmten 59,5 Prozent der Befragten der Aussage „BB enthält ‚wahre Momente‘ und ist damit weniger künstlich als ein Spielfilm oder eine Soap.“ 4 Auch wenn die Produktionsfirma „Endemol“ „Big Brother“ originel es Konzept beschreibt, gibt es Vorläufer der Sendung. Schon bei „The Real World“ (ab 1992) und „Road Rules“ (ab 1995) wurde das gemeinsame Leben von Jugendlichen gefilmt und via MTV-Sendung gezeigt. Günther Hack arbeitete Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Serien heraus. (Vgl. Hack) 5 Eine Textauswahl mit verschiedenen Standpunkten in der Diskussion ist unter http://www.teachsam.de/pro/pro_medien/Fernsehen/formate/reality-tv/reality_soap/bigbroth/bigbroth_txt.htm, Stand: 19.9.2003 zu finden. zu. (Grimm 2001, S.52) Der Voyeurismus der ZuseherInnen wird demnach befriedigt, denn intime Momente der TeilnehmerInnen, sei es Körperpflege, Essen und Sexualität werden nicht gespielt, sie sind (zumindest zum Teil) authentisch. Neben den Mitgestaltungselementen – das Publikum kann mitbestimmen, wer in der Serie verbleibt bzw. welcheR der TeilnehmerInnen die Möglichkeit hat, eineN der ihren „hinauszuwählen“ – und der Unterhaltung dürfte das voyeuristische Beobachten, der „Reiz am Blick hinter die verschlossenen Türen der Nachbarswohnung“, für das Publikum entscheidend sein, Reality-Soaps zu sehen. (Vgl. Heintel/Krainer 2001, S.9) Diese Thesen bestätigen sich bei Grimm, wenn zum Teil auch nur indirekt. Außer dem Spielshowelement macht er auch beim Reality-Soap-Publikum klassische Nutzungsmotive aus: Wie bei SchauspielerInnen-Soapoperas (siehe oben) bieten auch die Reality-Formate den ZuseherInnen Orientierung bei Werten im Vergleich mit den gezeigten Personen; parasoziale Interaktion, wobei die TeilnehmerInnen der Reality-Soap eine Ratgeberfunktion übernehmen; soziale Interaktion, da mit dem realen Umfeld wird über das Gesehene gesprochen werden kann; Unterhaltung und emotionale Stimmulation. Darüberhinaus erfolgt kognitive Stimulation, indem Neugier befriedigt wird. Grimm meint, dass dem Reality-Soap-Publikum keine „voyeuristische Augenlust und Sensationsgier“ unterstel t werden kann, da diese seiner Meinung nach am besten durch Außergewöhnliches und Normabweichendes befriedigt werde. Bei „Big Brother“ aber sei es vor al em das Interesse am Al täglichen, das die ZuseherInnen begeistert. (Vgl. Grimm 2001, S.46ff) Da aber das Sendungskonzept (zumindest zum damaligen Zeitpunkt) an sich nicht als al täglich betrachtet werden kann, und es durchaus außergewöhnlich ist, fremde Menschen bei der Ausübung von Al täglichem zu beobachten, möchte ich dem widersprechen, und sehe die von Heintel und Krainer vermutete Befriedigung von Voyeurismus durchaus befriedigt. 'LH )DPLO\5HDOLW\6RDS Ä7KH 2VERXUQHV³ Hauptpersonen von „The Osbournes“ sind das englische Ehepaar Ozzy und Sharon Osbourne sowie deren Kinder Kel y und Jack. Der Vater der Familie, die in einer Vil a in Beverly Hil s in den USA lebt, ist Sänger der Hardrockband „Black Sabbath“ und Sharon ist die Managerin ihres Ehemannes. Die Serie ist eine MTV-Produktion. Regie führten Brendon Carter, der unter anderem bereits 2001 Regiseur bei der Serie „Bands on the Run“ geführt hat und Darren Ewing, der sich seinerseits für die Regie der Serie „Tough Enough“, ebenfal s 2001, verantwortlich zeigte. In den USA ist die Serie mittlerweile die erfolgreichste halbstündige Serie des Kabelsenders MTV. (Spiegel online, 3.5.2002) In Österreich und Deutschland werden „The Osbournes“ seit dem 24. April 2002 auf MTV mit deutschen Untertiteln einmal die Woche, Mittwoch um 11:30 Uhr mit zwei Wiederholungen am Samstag um 22:00 Uhr und am Dienstag um 19:00 Uhr gezeigt. Dank dem ORF können seit 12. Dezember 2002 auch ZuseherInnen ohne Kabel-TV „The Osbournes“ sehen. Die Serie ist einmal die Woche in der „Donnerstagnacht“-Programmschiene zu sehen.6 Bis auf das Spielshowelement folgt „The Osbournes“ dem Reality-Soap-Format. Das heißt das Publikum hat keinerlei Einflussmöglichkeiten auf die Gestaltung der Serie. Es sei denn, Anregungen per LeserInnenbrief und das Nichtkonsumieren, welches Veränderungen oder das Absetzen der Serie aus finanziel en Gründen zur Folge 6 Nähere Informationen zur Serie gibt es unter http://german.imdb.com und www.mtv.de/osbournes wie auch in zahlreichen Zeitungsartikeln. haben könnte, werden als solche betrachten. Zumindest gehen sie aber nicht über das Maß bei anderen Soaps hinaus, wo ZuseherInnen auch nur in seltenen Fäl en Einfluß nehmen kann – so wie beispielsweise bei der eintausendsten Folge der deutschen Endlosserie „Marienhof“, wobei das Publikum per Telefon über drei verschiedene Handlungsstränge abstimmen konnte (Vgl. Heinrichs/Jäckel 1999, S.51). Der dokumentarische Charakter und die Talkshowelemente des Reality-Soap-Formats bleiben dagegen erhalten. Kennzeichen von Soap-operas wie auch von Realitysoaps ist eine fortlaufende Handlung mit offener Erzählstruktur, die den Al tag einer kleinen Gemeinschaft mit al seinen Problemen, Konflikten, Hoffnungen und Wünschen zeigt. Während bei den deutschen Soapoperas und bei den „Reality Shows“ WG-ähnliche Gemeinschaften im Mittelpunkt stehen, ist es hier wieder wie in den klassischen Familienserien der 50er und 60er Jahre eine Kernfamilie. Die Besetzung der Figuren ist scheinbar durch die reale familiäre Situation vorgegeben, was aber nicht bedeutet, dass hier eine familiale Lebensgemeinschaft eins zu eins wiedergegeben wird. Das ist bereits daran erkennbar, dass bei „The Osbournes“ nicht al e Familienmitglieder vertreten sind: die Figur der älteren Tochter wird zumindest in den ersten Folgen der Serie ausgeklammert, sie ist in der Serie nur in Erzählungen anderer Familienmitglieder vorhanden. Unterschiede zu den Reality-Shows und zu SchauspielerInnen-Soap-operas, bestehen auch in der Konstruktion von Realität. Die AkteurInnen stehen nicht unter Totalbeobachtung, d.h. die Ausschnitte des Lebens bei denen gefilmt werden darf, werden zuvor abgesprochen. Und darüber hinaus wird bei der Produktion der eigentlichen Sendung das aufgenommene Material nicht nur von Regisseuren, sondern auch von den gefilmten Beteiligten ausgewählt. Folglich haben die Gefilmten nicht nur die Möglichkeit durch ihr Verhalten Aufnahmen zu provozieren wie bei „Taxi Orange“ oder „Big Brother“; sie können aktiv an der Konstruktion der gezeigten „Realität“ mitwirken und ein gewünschtes Bild von sich selbst bzw. der Familie erzeugen. Während bei SchauspielerInnen-Soaps das Drehbuch vor der Aufnahme mit den Dialogen festgelegt ist, sind es bei Reality-soaps nur die einzelnen Situationen bei denen gefilmt werden sol : erst anhand der gewonnenen Aufnahmen wird bei der redaktionel en Bearbeitung der Sendungsablauf der einzelnen Folge der Serie festgelegt. In die einzelne Sendung werden - wie bei anderen Soaps auch - in bestimmten Abständen Handlungshöhepunkte, sogenannte „Cliffhanger“ eingebaut. Dabei wird ein Handlungsstrang auf einen spannenden Moment zugespitzt und unterbrochen, die Auflösung erfolgt erst nach einer Pause. Diese Elemente sind der Versuch, das Publikum bei Werbeunterbrechungen an die Sendung zu binden und ein Um- oder Ausschalten zu verhindern. In manchen Soaps wird auch am Ende der einzelnen Episode ein Cliffhanger eingebaut, um die ZuseherInnen zum erneuten Einschalten der nächsten Sendung bewegen. (Vgl. Heinrichs/Jäckel 1999, S.50f und Dörner 2001, S.175) Bei „The Osbournes“ gibt es einen Cliffhanger vor der Werbeunterbrechung. Am Ende jeder Folge sol en aber Ausschnitte aus der nächsten Folge zum Wiedereinschalten animieren. Im Unterschied zu den Reality-Shows wie „Taxi Orange“ oder „Big Brother“, die auf bestimmte Zeit angelegt sind, und danach nur in neuer Besetzung eine Fortsetzung finden, sind „The Osbournes“ als wie u.a. die Soapoperas „Marienhof“ oder „Die Lindenstraße“ als Openend-Serie angelegt, und wird auch noch fortgesetzt.7 Untersuchungen zur Motivation der ZuseherInnen „The Osbournes“ zu sehen sind bisher noch nicht erforscht. Sie dürften al erdings jenen von Reality-Shows und Soaps gleichen. Das Publikum findet in Reality-Soaps „identitätsstiftende Model e für die eigene al tagsweltliche Gestaltung“ (Bohrmann 2000, S. /) und überprüft das eigene Wertesystem anhand der Fernsehsendungen. „Neu“ oder anders ist bei „The Osbournes“, dass das Publikum nicht den „Al tag“ von Unbekannten, sondern von Prominenten präsentiert bekommt. Nicht der oder die Unbekannte von Nebenan wird zum Star gemacht wie bei „Big Brother“, sondern der Star wird durch die Serie zum gewöhnlichen Menschen. Prominente erreichen meist einen höheren Aufmerksamkeitswert beim Publikum und können als OpinionleaderInnen fungieren, und damit die Meinung und Einstel ung von anderen beeinflussen. Deshalb könnte angenommen werden, dass die ZuseherInnen durch das Familienbild bei „The Osbournes“ in noch stärkerem Maße beeinflußt ist, als in anderen Serien. Das ist aber in einer Studie mit den ZuseherInnen zu klären. Vorerst sol dem gebotenen Familienbild und Geschlechterrol enverständnis der Serie nachgegangen werden. 7 Im Juli 2003 wurde der Vertrag mit MTV für die vierte Staffel unterzeichnet. http://www.digitalspy.co.uk/article/ds11322.html ,9'LH .RQVWUXNWLRQ GHU )DPLOLH 2VERXUQHDie Reality-Soap „The Osbournes“ wurde in den Medien als Wiederbelebung des Reality-TVs gefeiert. (Vgl. Spiegel online, 7.4.2002) In der Presse wurde vor al em dem Wandel von Ozzy Osbourne große Bedeutung zugemessen, vom „Brandstifter zum Biedermann“ (Kurier, 24.4.2002): Weg vom satanistischen Hardrocker, der Drogen konsumierte und mitunter auch schon mal Tieren den Kopf abbiß, hin zu einem biederen, kleinbürgerlichen Familienvater, der nur noch durch seine unflätige Wortwahl auffäl t, ansonsten aber ein „spießiger Durchschnittsvater, der sich bei den Nachbarn über laute Musik beschwert“ (Spiegel online, 7.4.2002) ist, einfach ein „konservativer alter Daddy“ (Berliner Kurier, 24.4.2002) oder „Spießer in Pantoffeln“ und „Rockrentner“ (Jungle World, 8.5.2002). Außer dem Unterhaltungswert wird der Serie in den Medien ein gesel schaftlicher Nutzen zugeschrieben, und zwar die Vermittlung von Werten: denn Ozzy Osbourne seien „traditionel e Familienwerte immer noch am wichtigsten“ (Der Standard, 23.4.2002), Familie sei für ihn ein „heiliges Refugium“. Die Serie biete „Lehrbuchpädagogik aus dem Munde des Antichrist“ und tauge als „Mixtur aus ‚The Cosby Show‘ und ‚Addams Family‘, als Familienpropaganda“. (die tageszeitung, 24.4.2002) Außerdem könne die Serie auch als Kampagne gegen Drogenmißbrauch gesehen werden. Ex-US-Vizepräsident Dan Quayl wird beispielsweise in der taz zitiert: „Ozzy ist selbst die beste Kampagne gegen Drogen. Wer sieht, wie sein Gehirn unter dem jahrelangen Drogenmißbrauch gelitten hat, wird sagen: ich wil nicht so werden wie er.“ (die tageszeitung, 13.5.2002) Stel t sich die Frage, welches Bild eines „normalen Familienlebens“ nun tatsächlich in der Serie gezeigt wird; welches Geschlechterbild und Rol enverständnis dabei präsentiert wird? Anhand einer Analyse der ersten fünf Folgen von „The Osbournes“ sol en folgende Fragen geklärt werden: • Wie wird Erwerbsarbeit zwischen den Eltern aufgeteilt? Welchen Stel enwert nimmt die jeweilige Erwerbsarbeit in der Serie ein? Werden Probleme einer Doppelbelastung eines oder beider Elternteile angesprochen? • Wie wird Familienarbeit aufgeteilt? Werden Vereinbarungen getroffen, die für das Publikum nachvol ziehbar sind? Welche Art von Hausarbeit übernimmt welches Familienmitglied? Wird die Erziehung der Kinder von beiden Elternteilen in gleichem Maße betrieben? • Gibt es Äußerungen zum einem al gemeinen Frauen- und Männerbild? Taucht Beide Eltern sind berufstätig, d.h. die Erwerbsarbeit beschränkt sich nicht nur auf ein Geschlecht. Ozzy Osbourne ist Sänger und Promoter seiner Musik. Sharon Osbourne ist Ozzy Osbournes Managerin. Die Erwerbsarbeit der beiden könnte als Unternehmen verstanden werden, wobei beide voneinander abhängig sind. Vermutlich in unterschiedlichem Ausmaß, denn Ozzy Osbourne könnte sich auch eine andere Managerin suchen, seine Kompetenzen im Musikbereich sind von der Öffentlichkeit (zumindest in finanziel er Hinsicht, in Form von Plattenverkäufen) anerkannt worden. Sharon Osbourne schöpft ihre Kompetenz aus langjähriger Erfahrung. Ob diese al erdings auch auf andere KünstlerInnen umzulegen wäre, sich auf eine wirtschaftliche Ausbildung stützt und in der Musikbranche anerkannt würde, bleibt ungewiss. Die Gleichberechtigung der FirmenpartnerInnen ist demnach nur eine scheinbare. Aber auch in der Serie selbst ist die Erwerbsarbeit der beiden in unterschiedlichen Ausmaß sichtbar. Während Ozzy Osbourne häufig und bei verschiedenen Tätigkeitsbereichen zu sehen ist, bleibt Sharon eher im Hintergrund, und ihre Arbeit wird nur selten gezeigt: Ozzy ist mehrmals bei öffentlichen Auftritten zu sehen. (Vgl. F3, 2’45“-3‘30“; F3, 11’45“-12‘00“; F3, 12‘30“-12‘50“; F5, 22‘40“-23‘20“ u.a.) Außerdem wird er beim tourvorbereitenden Fitnesstraining gezeigt (Vgl. F5, 0‘00“-0‘55“), beim Proben mit der Band (Vgl. F5, 11‘05“-11‘35“), beim Videodreh. (Vgl. F5, 11‘35“-14‘00“) und beim Soundcheck. (Vgl. F5, 16‘20“-16‘40“) Sharon ist dagegen nur kurz in ihrem Büro zu sehen, wobei sie ihren Job erklärt. (Vgl. F5, 1‘50“-2‘04“) Außerdem wird sie bei der Auswahl von Bühnenkleidung gezeigt, einmal für einen Fototermin (Vgl. F3, 0‘00“-1‘00“) und auch für die Weihnachtstour ihres Mannes. (Vgl. F5, 2’20“-2‘50“ und F5, 2‘58“-3‘25“) In zwei Fäl en, in denen Ozzys Erwerbstätigkeit abermals im Mittelpunkt steht, wird Sharons Arbeit indirekt sichtbar. Beide Male beschwert sich Ozzy und hebt (angebliche) Mängel in der Arbeit seiner Frau hervor. • Ozzy ist beim Prüfen der Effekte für die Bühnenshow zu sehen. Dabei beschwert er sich bei Sharon über einige Elemente – wie zum Beispiel Seifenblasen, die nicht zu seinem „Prince of Darkness“-Image passen würden. Sharon hat die Show offenbar vorab (mit)geplant und bespricht zwar nochmal Details mit den Musikern und Technikern, Änderungen werden aber keine mehr vorgenommen. (Vgl. F5, 16‘40“-18‘00“ und F5, 18‘25“-20‘10“) • Ozzy beschwert sich über die Terminplanung von Sharon. Diese habe die Termine, obwohl sie ihn 22 Jahre kenne, zu nahe aneinandergelegt, da sie offenbar nur ans Geld denke. Er brauche einen Tag Pause zwischen den Auftritten. Die Planung bleibt bestehen, und Ozzy wird beim zweiten Auftritt gezeigt. (Vgl. F5, 20‘10“-22‘40“) Da in beiden Fäl en keinerlei Veränderungen am Ablauf vorgenommen wurde, dürften Ozzys Beschwerden nicht berechtigt gewesen sein. Al erdings wird nur durch die Taten sichtbar, dass der Mann im Unrecht war, und die Frau Recht behält. Eine Rechtfertigung ihrerseits oder eine Entschuldigung seinerseits wird nicht gezeigt. Gemeinsam sind Sharon und Ozzy in ihrer Erwerbsarbeit bei einem Interview für einen Radiosender zu sehen. Ozzy meint über die Anwesenheit seiner Frau: „Wir reden über Sex. (.) Deshalb habe ich meine Frau dabei, weil ich vergessen habe wie es ist.“ Der Radiomoderator über die Rol e von Sharon in Ozzys Leben: „Sharon ist seine Frau, seine Managerin und manchmal auch seine Dolmetscherin.“ In der Radioshow erzählen die beiden über einen mißlungenen Versuch Viagra in das Sexual eben einzubauen.(Vgl. F3, 4’00“-5‘20“) Durch die sexistische Begründung für die Anwesenheit seiner Frau und durch die Reihung der Attribute von Sharon durch den Moderator wird die „wahre“ Rol e der Frau definiert: jene des Sexualobjekts und der Ehefrau, Erwerbsarbeit ist – wenn überhaupt – nur ein Teil eines Frauenlebens. Das Thema Doppelbelastung wird in den ersten fünf Folgen der Serie nicht erwähnt. Das heißt natürlich nicht, dass es vorhanden oder nicht vorhanden ist. Die Analyse der Aufteilung der Familienarbeit kann nur Hinweise geben, wie stark die einzelnen Familienmitglieder belastet sind. Denn personel e Hilfe durch Verwandte und in diesem Fal auch Angestel te wird in der Serie nur angedeutet, ihr vol es Ausmaß ist nicht ersichtlich. Für die ZuseherInnen könnte demnach der Anschein entstehen: Familie mit Kindern ist ein „Kinderspiel“, eine Rockstar- oder ManagerInnentätigkeit daneben kein Problem. % Es bleibt offen ob und welche Vereinbarungen in Bezug auf Hausarbeit im Haushalt der Osbournes getroffen wurden. Die Thematik an sich wird nicht erwähnt, aber da der Mittelpunkt der Reality-Soaps der Haushaltsal tag ist, sind Personen bei der Verrichtung von Hausarbeit zu sehen. Während bei den Formaten „Big Brother“ und „Taxi Orange“ die Hausarbeit wie Wäschewaschen, Kochen, Putzen, etc. gleichmäßig von al en TeilnehmerInnen der Wohngemeinschaft unabhängig von ihrem Geschlecht bewältigt wird (Vgl. Flicker 2001, S.25), ist das im Haushalt der Osbournes anders. Bei der Analyse der ersten fünf Folgen stel t sich heraus, dass Hausarbeit (sofern sie nicht von Angestel ten, die hin und wieder im Bild zu sehen sind, erledigt wird) hauptsächlich von Sharon Osbourne übernommen wird. Oder anders herum: da der weibliche Elternteil am häufigsten bei dieser Art von Tätigkeit gezeigt wird, wird der Eindruck erweckt, dass sie auch tatsächlich am häufigsten Hausarbeit erledigt. Bereits in der ersten Folge von „The Osbournes“, bei der der Einzug in das neue Haus in Beverly Hil s zu sehen ist, wird die ungleiche Arbeitsaufteilung deutlich: Sharon packt wie Jack und Kel y Kisten aus, und koordiniert die Möbelpacker. Ozzy beschränkt sich auf das Zusammenbauen und Verstauen eines Gewehrs, besichtigt Haus und Garten und versucht (erfolglos und dann mit Hilfe des Sohnes) das TV-Gerät zu bedienen. (Vgl. F1, 0‘00“-4‘30“) Während Sharon wieder einen kurzen Augenblick lang beim Ausräumen der Umzugskisten gezeigt wirkt, sieht sich Ozzy seinen Auftritt in der „Tonight Show“ im Fernsehen an. (Vgl. F1, 14‘08“-15‘35“) Aber auch während der Gespräche wird Sharon beim Verrichten von Hausarbeit gezeigt: Als Sharon Ozzys Gemütszustand vor dessen Auftritt bei der „Jay Leno Tonight Show“ analysiert, ist sie beim Einräumen des Geschirrspülers zu sehen. (Vgl. F1, 9‘40“-9‘50“). Während eines Gesprächs über Unterwäsche mit ihrer Tochter versorgt Sharon die Hunde (Vgl. F2, 11‘00“-11‘55“) und bei einem Gespräch über ehemalige Nachbarn wird Sharon beim Abwasch gezeigt. (Vgl. F4, 15‘55“-16‘30“) In einem Fal holt Sharon einen Kuchen aus dem Backrohr. (Vgl. F2, 22‘37“-22‘45“) Aber auch die Organisation des Haushalts nach außen hin dürfte in Sharons Hand liegen: Bei einem Gespräch über den Wasserdruck in der Dusche muß Sharon ihren Mann erst aufklären, dass es am neuen Wohnort Umweltvorschriften gegen Wasserverschwendung gibt. Dieser zeigt sich erstaunt, offenbar setzt er sich mit diesen Belangen nicht auseinander. (Vgl. F2, 5‘30“-6‘00“) Aber auch im Haus selbst wird Ozzy kaum bei Hausarbeit gezeigt. Sein Tätigkeitsbereich beschränkt sich offenbar darauf sich selbst Essen zuzubereiten, bzw. beim Kochen zu helfen: Während Freunde der Kinder kommen ist Ozzy dabei zu sehen, wie er sich etwas zu essen holt. (Vgl. F2, 16‘15“-16‘40“) Nachdem Sharon gemeinsam mit ihrem Sohn den Abwasch fertig erledigt hat, beteiligt sich Ozzy daran, das Essen für die Familie vorzubereiten.(Vgl. F4, 16’40-17‘40“) Nur in einem Fal wird Ozzy auch bei einer anderen Art von Hausarbeit gezeigt: Er bringt den Mül aus dem Haus und stel t ihn neben die vol e Tonne. Danach versorgt er den Eimer umständlich mit einem neuen Mül sack. (Vgl. F4, 15‘10“-15‘55“) Einmal werden zwei der Familienmitglieder als vol kommen inkompetent in Bezug auf Hausarbeit dargestel t: Als ein (Elektro!)Teekessel, den Kel y auf den Herd gestel t hat, zu brennen beginnt, stürmen sie und ihr Vater zwar zum Herd, sehen dann aber tatenlos zu. Eine Hausangestel te nimmt den Kessel vom Herd und bringt ihn zur Spüle, um ihn zu löschen. (Vgl. F1, 15‘50“-16‘50“) Besonders deutlich, wird die Aufteilung von Hausarbeit in Folge 2 der Serie, in der die Hundeproblematik – die Hunde sind nicht stubenrein – angesprochen wird: Als Ozzy einen Hundehaufen im Haus entdeckt, schickt er nur den Hund nach draußen und ruft nach seiner Frau: „Wie siehts denn hier aus?!“, damit sie diesen beseitigt. (Vgl. F2, 0‘40“-1‘20“) Auch als einer der Hunde einen Sessel zerstört ruft er nur nach Sharon (Vgl. F2, 3’30“-3’35“) Wieder ein Mal ör: einer der Hunde hat auf den Boden gepisst. Dieses Mal ist Ozzy verärgert und flucht, sieht aber Sharon nur zu, während sie den Boden säubert. (Vgl. F2, 11‘55“-12‘55“) In einem weiteren Fal sind Sharon, Jack und dessen Freunde beim gemeinsamen Säubern des Sofa von Hundekot zu sehen (Vgl. F2, 17‘05“-17‘45“) und darüber hinaus stel t Ozzy im Familiengespräch mit Jack und Sharon klar, dass er keinen Hundekot (mehr) wegräumt: „Ich bin ein Rockstar.“ (F2, 6‘10“-6‘40“) Ozzy Osbourne weigert sich demnach nicht nur Hausarbeit zu übernehmen, sondern ordnet die Rol e auch deutlich seiner Frau zu. Sharon wiederum thematisiert die ungleiche Aufteilung zwischen ihr und ihrem Mann nicht. Nur dem Nachwuchs gegenüber spricht sie häusliche Pflichten an, doch dazu später mehr. Nicht nur dass Sharon sich in dieses Familienbild mit einer aktiven HausFRAUENrol e einfügt, und damit an der Verfestigung der Männer- und Frauenrol e mitwirkt. Sie kommuniziert das Bild der Mutter, die für ihre Kinder zu kochen hat, auch gegenüber ihrer Tochter: 6KDURQ: Wie bringen wir Daddy dazu, im Spielzimmer zu Fernsehen? Er hört so laut, dass ich in der Küche nicht arbeiten kann. Ich wil kochen, aber es geht nicht, weil er so laut ist. .HO \: Mum, du kannst doch gar nicht kochen! 6KDURQ: Heute versuche ich es, wirklich! .HO \: Du hast nicht für mich gekocht, seit ich sechs war. (F5, 4‘12“-4’40“) Von Halbe-Halbe bei der Hausarbeit im Osbourne’schen Haushalt kann also nicht die Rede sein. 2. In Punkto Kindererziehung gibt es Vereinbarungen der Eltern mit ihren Kindern. Diese werden auch auf der MTV-Homepage in einer „Hausordnung“ vorgestel t und umfassen Ausgehbeschränkungen, Parties, Rauchen, Alkohol und Drogen, Sexualität und Schularbeiten. (Vgl. www.mtv.de/osbournes, 19.9.2003) Bemüht sich einer der Elternteile um die Einhaltung dieser Regeln? Wenn ja, wer? Gibt es noch andere Regeln oder Erziehungsmaßnahmen im Hause der Osbournes? Beide Elternteile sind bei Erziehungsmaßnahmen zu sehen, Ozzy kümmert sich genauso wie Sharon um die Einhaltung der Hausregeln, und ist dabei in den ersten fünf Folgen der Serie öfter als seine Frau zu sehen. Vater Osbourne setzt Erziehungsmaßnahmen als er Zigaretten findet: Er beschwört die Kinder, zum Teil auch mit falschen Argumenten – „Dieser Scheiss bringt dich schnel er um als Crack.“ – die Finger vom Rauchen zu lassen. (Vgl. F1, 19‘27“-19‘55“) Auch vor dem Weggehen gibt Ozzy seinen Kindern erzieherische Ratschläge mit auf den Weg, und rät ihnen weder Alkohol zu trinken, keine Drogen zu nehmen und nur Safersex zu praktizieren. (Vgl. F1, 20’10“-20‘25“) Und während eines Gesprächs der gesamten Familie über einen Strafzettel der Tochter, fragt Ozzy nach, ob sie denn Drogen genommen hätte (Vgl. F2, 14’35-14‘40“) Ein anderes Mal erinnert wiederum die Mutter die Kinder daran, dass sie um 2:30 Uhr zu hause sein müssen. (Vgl. F2, 13‘00“-13‘05“) In Bezug auf Manieren und höfliche Umgangsweise ist nur der Vater bei der Erziehung zu sehen: Als Jack rülpst, weist ihn Ozzy zurecht und meint, dass Rülpsen nicht nett, sondern widerlich sei. (Vgl. F3, 20‘05“-20‘15“) Auch der Tochter gibt er den Rat, nicht so oft „fucking“ zu sagen: „Du weißt das mit dem F. Wort. (.) Es ist schrecklich wenn die Kinder so unflätig reden.“ (F3, 13‘00“-13‘40“) Angesichts der Vorbildwirkung der Eltern – das Wort „fucking“ wird in jeder Folge dutzende Male verwendet – und den mangelnden Durchsetzungversuchen dürfte sich der Sprachgebrauch der Kinder nicht ändern. Ob die Kinder von ihren Eltern generel zur Hausarbeit angehalten werden, bleibt offen. Nur in einem Fal setzt Sharon eine erzieherische Maßnahme in Punkto Hausarbeit. Sharon fordert ihren Sohn zum Wegräumen eines Hundehäufchens auf. Jack weigert sich erst, die Arbeit zu übernehmen, und meint zur Mutter: „Du benimmst dich wie eine typische Mutter.“ Diese bleibt aber beharrlich und der Sohn räumt den Kot schließlich weg. Ozzy wird als an dieser Situation Unbeteiligter beim Fernsehen gezeigt. (Vgl. F2, 15‘40“-16‘15“) Der Schluss – Kinder zur Hausarbeit zu erziehen sei Frauensache – liegt deshalb nahe. Bei einem Vergehen der Tochter wird al erdings deutlich, dass der Vater zwar mit Kel y spricht und die Tochter rügt, dabei aber versucht, der Mutter den Part der Scheltenden und „Problemlösenden“ zu überlassen, die diesen Platz schließlich auch einnimmt: Kel y hat sich eine kleine Tätowierung an der Hüfte stechen lassen. Des Vaters Reaktion: „Hast du es schon deiner Mutter gezeigt? (.) Die Sache mit den Tattos ist die: du hast sie für den Rest deines Lebens. (.) Was machst du wenn es sich infiziert? Das infizierte sich einmal [zeigt auf seinen Arm], und mein Arm schwol an, wie einen Bal on. (.) Du brichst deiner Mutter das Herz!“ Die Mutter, die der Vater anruft, hingegen fragt die Tochter (am Telefon) wer ihr welches Tattoo auf welcher Körperstel e angefertigt hätte, und meint: „Du machst Witze?“ und dann: „Ich bin so traurig!“ Im direkten Gepräch mit der Tochter nimmt sie die Schuld an der Aktion der Tochter auf sich, da sie fragt: „Hast du es gemacht, weil du böse auf mich warst?“ Zum Publikum meint Ozzy moralisierend, dass Menschen die einzigartig sein wol en, sich lieber keine Tattoos stechen lassen sol ten, und dass das Tattoo seiner Tochter gar nicht so schlimm sei, denn er dachte schon, sie würde ihm einen Adler am Hinterteil präsentieren. (Vgl. F3, 20‘20“-23‘00“) Auch diese Reaktion zeigt, wie ernst er es mit seinen Aufklärungsversuchen über die Sinnlosigkeit von Tattoos gegenüber seiner Tochter gemeint hat. Und wie verhalten sich die Eltern gegenüber den Kindern? Wie aufmerksam sind die Osbourne-Eltern in Bezug auf das Leben und die Probleme ihrer Kinder? Beide Elternteile sind bei Problemen der Kinder gesprächsbereit, haben al erdings einen unterschiedlichen Zugang. Die Mutter versucht beginnende Handgreiflichkeiten der Kinder zu stoppen, indem sie dazwischen geht (Vgl. F1, 17‘30“-17‘35“). Dem Sohn bietet Sharon wegen seiner Probleme mit der Schwester, ein vermittelndes Gespräch an: „Wir müssen uns al e zusammensetzen und reden und das aus der Welt schaffen.“ (F1, 17‘39“-18‘07“) Der Vater fragt Jack, als dieser wieder sein Leid klagt nur, ob der Sohn mit der Mutter gesprochen hätte, und meint dann: „Ich liebe euch al e! Ich liebe euch mehr als mein Leben, aber ihr seid al e wahnsinnig.“ (F1, 21‘20“-22‘05“) Während die Mutter einen konstruktiven Vorschlag macht, der al erdings seiner (zumindest öffentlichen) Umsetzung harrt, versucht der Vater auch hier, ein Problem eines Kindes der Mutter unterzuschieben. Vor einem gemeinsamen Auftritt al erdings versucht Ozzy seine nervöse Tochter Kel y zu beruhigen, indem er sie in die Arme nimmt und meint: „Du Dummerchen. (.) Mach dir keine Sorgen. (.) Du hast beim Besten gelernt Baby!“ (Vgl. F3, 13‘00“-13‘40“) Das Ausmaß an Anteilnahme am Leben der Kinder ist bei den Eltern ebenfal s unterschiedlich, was sich an einem Beispiel besonders gut zeigen lässt: 0XW HU: Sharon beginnt eine Party für die Tochter zu planen und berät Robert, einen Freund der Tochter, in der Frage des richtigen Geschenks. (Vgl. F3, 6‘00“-6‘50“) 9DWHU Ozzy hingegen muß seine Tochter erst fragen in wie vielen Tagen ihr Geburtstag ist. Dann erkundigt er sich nach Geschenkwünschen der Tochter. (Vgl. F3, 14‘10‘-14‘25“) Außerdem kennt er Kel ys Freund Robert nicht. Selbst als sie ihn aufklärt, dass Robert seit vier Jahren regelmäßig im Haus der Osbournes zu Besuch ist, meint Ozzy nur: „Das wußte ich nicht“ (Vgl. F3, 15’25-15‘40“) Erziehungsfragen sind im Osbourne Haushalt offenbar nicht eindeutig an ein Geschlecht gebunden. Vater und Mutter sind im Prinzip gleichermaßen zuständig. Während sich der Vater aber vor al em um klar Definiertes wie die Einhaltung der Hausregeln kümmert, scheint sich die Mutter auch um schwierigere Probleme der Kinder zu kümmern, und Lösungswege zu suchen. Sie ist außerdem auch der (den Kindern gegenüber) aufmerksamere Elternteil. & Direkte Aussagen, wie das ideale Frauen- und Männerbild zu sein hat, werden in den ersten fünf Folgen der Serie nicht gegeben. Al erdings werden außer den gezeigten Frauenbildern Klischees reproduziert, wie zum Beispiel jenes der einkaufswütigen und berechnenden Frau: Sharon und Kel y gehen einkaufen, und kommen mit zahlreichen vol en Einkaufstaschen zurück. Der Vater beschwert sich daraufhin über die vielen Einkäufe. Die Tochter beschwichtigt, dass (angeblich) auch Geschenke für Ozzy dabei wären. (Vgl. F5, 3‘53“-5‘48“) Als die Tochter die Kreditkarte des Vaters verlegt hat, deckt die Mutter die Tochter, bis diese die Karte wiedergefunden hat. (Vgl. F5, 5‘48“-7‘15“ und F5, 10‘30“-11‘05“) Außerdem werden in der Serie einige frauenfeindliche Statements präsentiert. Außer der bereits erwähnten Aussage beim Radiointerview (siehe oben) sind zwei weitere Beispiele für Sexismus zu finden: Während eines Gesprächs mit der siebzehnjährigen Tochter über einen GynäkologInnentermin, den diese nicht wahrnehmen möchte, meint Ozzy: „Ich gehe für dich hin! Ich empfinde wie eine Muschi! (.) Du mußt den Arzt nur zum Teufel schicken, wenn er dich anruft. Sag zu ihm: ‚Für was für eine Muschi halten Sie mich?‘“ (Vgl. F4, 2‘00“-3‘23“) Aber auch Sharon selbst arbeitet am sexistischen Frauenbild mit. Über einen verschimmelten Schinken, den Sharon der Kamera entgegen hält, bevor sie ihn im Rahmen eines Nachbarschaftsstreit zu den Nachbarn wirft, meint sie: „So sieht die Möse seiner Frau aus. [lacht] Eine handgeschnitzte Statue davon.“ (Vgl. F4, 20‘30“-20‘45“) Und als eines der Kinder zur Mutter meint: „Sie machten sich über Dad lustig und sagten, dass du eine verrückte Hure wärst.“, antwortet Sharon: „Bei mir hatten sie recht.“ (Vgl. F4, 20‘45‘-21‘05“) Frauen werden damit auf ihr Geschlechtsorgan reduziert und damit wieder zum Sexualobjekt degradiert. „The Osbournes“ werden nicht nur in ihrer Struktur als traditionel e, patriarchale Kernfamilie dargestel t. Auch die tatsächliche Auskleidung der Rol en entspricht diesem Bild. Von der klassischen Rol enverteilung mit der Frau als Familienarbeiterin im privaten Bereich und dem Mann in der öffentlichen Erwerbsarbeit wird zwar abgegangen, al erdings kann längst nicht von einer Egalisierung der Geschlechter gesprochen werden. Im Familienbild bei „The Osbournes“ kann die Frau zwar einer Berufstätigkeit nachgehen, der Beruf der Frau ist al erdings weniger wichtig und sichtbar, als jener des Mannes. Umgekehrt übernimmt der Mann zwar einen Teil der Familienarbeit, al erdings in sehr eingeschränktem Maße: In diesem Fal übernimmt der Vater beinahe nur Erziehungsarbeit, wobei aber sozusagen im Ernstfal wieder eine Frau ran muß. Die ekelhafte Hausarbeit, die noch weniger lohnt und geschätzt wird, nicht zuletzt weil ihre Auswirkungen nur bei Nicht-Vorhanden-Sein sichtbar ist, bleibt (sofern sie nicht unsichtbar (!) von Hausangestel ten getragen wird) zum größten Teil in den Händen der Frau. Und um das antifeministische Frauenbild zu komplettieren, fließen noch sexistische Floskeln in den Inhalt der Serie mit ein. Eine Veränderung des Familienbildes kann nur mit einer Neuverteilung von Arbeit beginnen. Erst eine Neuorganisation des Geschlechterverhältnisses führt zu einer neuen Familienpolitik. (Vgl. Chudrow nach Lyon 1990, S.137) Dies ist aber bei „The Osbournes“ sicher nicht der Fal . Im Vergleich zu „Die Lindenstraße“ würde ich die Serie als reaktionären Rückschritt in Punkto Familienbild einstufen. Und deshalb ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass sogar George W. Bush ein Fan der Familie sein sol . Er lud die „Osbournes“ zum Diner ins weiße Haus.(Vgl. Stuttgarter Nachrichten, 4.1.2003) Was Mister USA für gut befunden hat, könnten österreichische RegierungspolitikerInnen ebenso beurteilen. Das gezeigte Familienbild jedenfal s entspricht wohl den ÖVP-FPÖ-Vorstel ungen von Familie. Einziges Problem, der rüde Umgangston – „fucking“ – könnte die Eine oder den Anderen stören. 9,/LWHUDWXU• Bohrmann, Thomas: Big Brother. Medienethische Überlegungen zu den Grenzen von Unterhaltung. In: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 41-42/2000. Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament. 6.10.2000. Seite 3-10parlament.de/2000/41_42/Beilage/002p.pdf, 30.9.2003 • Bohrhardt, Ralf: Ist wirklich die Familie schuld? Familialer Wandel und soziale Probleme im Lebensverlauf. Opladen, 1999. • Buschmeyer, Hermann; Kocot, Sabina: Wahrnehmen und reflektieren. Bilder von Männern und Frauen in den Medien und in der eigenen Biographie. In: medien praktisch. Zeitschrift für Medienpädagogik. Heft 1/1999. Seite 9-15. http://www.medienpraktisch.de/amedienp/mp1-99/1-99busch.htm, 30.9.2003 • Dörner, Andreas: Serien als al tagsnahe Medienrealität. Zur vorabendlichen Inszenierung republikanischer Identität. In: ders.: Politainment – Politik in der mediealen Erlebnisgesel schaft. Frankfurt/Main, 2001. Seite 155-188. • Flicker, Eva: „Downtown bei den Schmelzfiguren“. Was ist neu an den Geschlechterkonstruktionen in Reality-Life-Soaps? In: Medienimpulse. Beiträge zur http://www.mediamanual.at/mediamanual/themen/pdf/diverse/35_flicker.pdf, • Grimm, Jürgen: Wirklichkeitssplitter im Container. Ergebnisse eines http://www.philso.uni-augsburg.de/web2/KW/PDF/Grimm/Wirklichkeit.pdf, • Gözen, Jiré Emine: Menschen als medienkreierte Produkte. Authentizität, Banalität und Big Brother von RTL2. Referat vom 17. Mai 2000, endgültige Fassung vom 08.06.2000., http://www.nolovelost.com/jire/bigbrother.htm, 19.9.2003 • Hack, Günther: Der Grosse Bruder und seine Verwandtschaft. Ein Essay zur http://www.hackbrothers.net/gh/sci/bigbrother/Bigbrother-Artikel_v_1_1.htm, • Heinrichs, Elke; Jäckel, Michael: Aus dem Al tag in den Al tag? Zur Bedeutung von Daily Soaps und Serien für Programmanbieter und Zuschauer. In: medien praktisch. Zeitschrift für Medienpädagogik. Heft Nr.1/1999. Seite 50-53. www.medienpraktisch.de/ameidenp/mp1-99/199hein.htm, 30.9.2003 • Heintel, Peter; Krainer, Larissa: Reality-TV – TV-Reality. Hypothesen zum neuen Fernsehtrend aus Sicht der Gruppendynamik und der Medienwissenschaften. In: Medienimpulse. Beiträge zur Medienpädagogik. Heft Nr. 35, März 2001. Seite 7-10. www.mediamanual.at/mediamanual/themen/pdf/diverse/35_heintel.pdf, • Kreisky, Eva: „Paradise lost“: Das patriarchale Familienmodel in der Krise? o.O., o.D., http://evakreisky.at/onlinetexte/familie_kreisky.php, 15.9.2003 • Lüscher, Kurt: Die Bedeutungsvielfalt von Familie. Zehn Jahre Forschungsschwerpunkt "Gesel schaft und Familie". Arbeitspapier. Konstanz, 1999. http://www.ub.uni-konstanz.de/v13/vol texte/2002/755//pdf/AP30.pdf, • Lyon, Nancy: Die Reproduktion des Mutterns. Psychoanalytische und soziologische Aspekte der sozialen Organisation der Geschlechter. Ein historischer Rückblick. In: Simon, Gertrud; Spörk, Ingrid; Verlic, Brigitte: Die heilige Familie – Vom Sinn und Ansinnen einer Institution. Wien, 1990. S.135-152. • Machenbach, Merle: Daily Soaps - ein Genre für Mädchen? Rol enbilder im Medium Fernsehen und ihre möglichen Auswirkungen auf die geschlechtsspezifische Rezeption und Sozialisation. In: Texte 3 „Daily Talks - Daily Soaps - Big Brother“. Sonderheft von medien praktisch. Zeitschrift für Medienpädagogik. 2000, S. 45-53. http://www.medienpraktisch.de/amedienp/mptexte/text3machenb.htm, 30.9.2003 • Mitterauer, Michael: Historisch-anthropologische Familienforschung. Fragestel ungen und Zuweisungen. Wien 1990. • Peukert, Rüdiger: Familienformen im sozialen Wandel. Opladen 1999. • Rosenberger, Sieglinde: Die Geschlechterpolitik der Wende. In: Kurswechsel • Rosenberger, Sieglinde: Chancengleichheit – Ein Ansatz gegen die neoliberale Wahlfreiheit. In: Alfred Gusenbauer (Hg.): Netzwerk Innovation. Zukunftsfähige Politikprojekte. Wien, 2002. Zitiert nach: Renner-Institut und AK-Wien (Hg.): Gute Jobs-Gutes Geld. Dokumentation einer Veranstaltung. 13.11.2002. Seite 12-20. http://www.renner-institut.at/download/texte/gutejobs.pdf, 30.9.2003 • Singly, Francois de: Die Familie der Moderne: eine soziologische Einführung. • Stenographisches Protokol der 12. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich. XXII. Gesetzgebungsperiode. Wien, 29. April 2003, http://www.parlinkom.gv.at/pd/pm/XXII/NRSP/NRSP_012/NRSP_012.html, • Stolz, Iris: Mütter sind an al em schuld? In: Jansen, Mechtild M.; Walch, Regine (Hginnen.): Familienleben heute. Für Frauen eine Rol e vorwärts - eine Rol e rückwärts. Polis Nr. 17. Wiesbaden, 1995. S.20-23. http://www.hlz.hessen.de/polis/polis17.pdf, 30.9.2003 • Walch, Regine: Familie im Wandel. Bestandsaufnahme, Fakten, Politik. In: Jansen, Mechtild M.; Walch, Regine (Hginnen.): Familienleben heute. Für Frauen eine Rol e vorwärts - eine Rol e rückwärts. Polis Nr. 17. Wiesbaden 1995. S.2-9. http://www.hlz.hessen.de/polis/polis17.pdf, 30.9.2003 • Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion: Dorsdowski, Günther u.a. (Hg.): Duden. Fremdwörterbuch. Band 5 aus 12. Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich 1997. • TV-Serie "The Osbournes", Folgen 1 bis 5

Source: http://evakreisky.at/onlinetexte/hausarbeit_familie_madner.pdf

apard.pt

Boletim informativo da Associação Portuguesa de 1. PRODUTOS • Produtos homeopáticos Devido a recentes acções de fiscalização por parte do INFARMED junto de alguns associados aos produtos homeopáticos, a APARD vem por este meio informar todos os associados que deverão salvaguardar junto dos seus fornecedores a prova de que os produtos homeopáticos não se encontram cancelad

Stepwise approach for managing asthma

CareFirst BlueCross BlueShield (CareFirst) and CareFirst BlueChoice, Inc. (CareFirst BlueChoice) Preferred Drug List Choices for Managing Children and Adults with Asthma (2007): Levabuterol inhaler (XOPENEX®) (Tier 3) (SPIRIVA®) maintenance use only (Tier 2) Metaproterenol inhaler (ALUPENT®) (Tier 3) Pirbuterol (MAXAIR AUTOHALER®) (Tier 3) Prednisolone sodium (PRELONE®) (Tier 3) Cro

Copyright © 2014 Medical Pdf Articles