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Gesundheits- und Sozialpolitik aus Nordeuropa - Gesundheitsmarkt Skandinavien
Nachrichten - Berichte - Hintergrund
Ausgabe 02/2002 - 24. Februar 2002 - 2. Jahrgang Inhalt Seite
Editorial:
Paradigmenwechsel in Finnland
Finnland / Höchstes Verwaltungsgericht: Urteil sichert finnischen Akut-Patienten medizinische Behand-
lung nach Bedarf statt nach kommunaler Kassen-Lage
Gut zwölf Prozent Wachstum - Top ten der Unternehmen und Prä-
parate

Job bei einer Leihfirma lockt junge Ärzte mehr als Festan-
stellung im Gesundheitszentrum
Schwedische Patienten haben derzeit faktisch keine Chance auf
eine Behandlung im Ausland

Schweden und Norwegen/ Arzneimittel-Statistik: Deutliche Steigerung des Arzneimittel-Verbrauchs in Norwegen
und Schweden
Viel zu wenig Medizinstudenten wollen Allgemeinarzt werden 14

Norwegen:
Sterilisierung wird nicht mehr bezahlt
Norwegen / Fehlsteuerung durch DRG-System: Kosten mancher Eingriffe nur zu einem Drittel gedeckt
Zehn „Stilletage“ und Nebenjobs verknappen das Angebot
Gesundheits- und Sozialpolitik kurzgefasst:
Finnland: Wartezeiten bei Herzerkrankungen zu lang - Angi-
ographie ist der grosse Engpass / Der Chefarzt – Chef oder Arzt? / Drogenabhängigkeit mit Buprenorfin bekämpft / Schwe- den: Bonus fűr Verschreibung von Generika / Deutsche Ärzte nach Gotland / Nordeuropa: Apotheker-Vereinigungen bilden ge- Verlag: Health Publishing and Consulting Tmi Preusker • Redaktion: Leena Preusker, Dr. Uwe K. Preusker (verantw. Herausgeber)
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Gesundheits- und Sozialpolitik aus Nordeuropa - Gesundheitsmarkt Skandinavien
Nachrichten - Berichte - Hintergrund
Fokus
Nordeuropa Seite 2 – Ausgabe 02/2002 - 24. Februar 2002
Editorial:
Paradigmenwechsel gibt finnischen Akut-Patienten deutlich
mehr Rechte!

Finnland ist mittlerweile das letzte europäische Land, das
seinen Patienten eine freie Wahl des Krankenhauses, in dem
sie behandelt werden wollen, vorenthält. So muss ein Bewohner
von Helsinki es sich gefallen lassen, nur in solchen Kranken-
häusern behandelt zu werden, mit denen die Stadt Helsinki ei-
ne vertragliche Vereinbarung hat - auch wenn in anderen Kli-
niken deutlich kürzere Wartezeiten existieren.
Bis zum 21. Februar dieses Jahres war Finnland auch das Land
innerhalb Europas, in dem selbst bei lebensbedrohlichen Er-
krankungen Behandlung versagt werden konnte, wenn das Budget
der Kommune, in der der Patient wohnte, ausgeschöpft war.
Doch mit dieser menschenverachtenden Praxis, die im Zweifel
Budget-Einhaltung vor Lebenserhaltung setzte, hat der höchste
finnische Verwaltungsgerichtshof nun aufgeräumt: Nicht das
Budget einer Kommune, sondern der konkrete medizinische Be-
handlungsbedarf der Menschen bestimmt, was die Kommune ihren
Einwohnern an medizinischer Versorgung anbieten muss!
Die betroffene Frau, die dieses Urteil erstritten hat, musste
dafür erheblichen Mut und Durchhaltevermögen aufbringen. Sie
musste sich trotz des finanziellen Risikos privatärztlich be-
handeln lassen, weil die Kommune ihr den lebenserhaltenden
Eingriff schlicht versagte, und sie musste anschließend ins-
gesamt fast sieben Jahre um ihr Recht streiten.
Das Ergebnis dieses Mutes könnte das finnische Gesundheits-
system erschüttern: Wenn der Bedarf an medizinischer Versor-
gung zumindest in akuten Fällen zukünftig das Maß für das
Versorgungsangebot darstellt, müssen finnische Kommunen und
Krankenhausbezirke umdenken - und deutlich mehr Geld ins Ge-
sundheitswesen investieren als bisher! Dies wird allein mit
öffentlichen Mitteln kaum möglich sein - public-privat part-
nership-Modelle können ein realer Ausweg sein.
Dr. Uwe K. Preusker
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Nordeuropa Seite 3 – Ausgabe 02/2002 - 24. Februar 2002
Finnland / Höchstes Verwaltungsgericht:
Urteil sichert finnischen Akut-Patienten medizinische Behand-
lung nach Bedarf statt nach kommunaler Kassen-Lage!

fne - In einem neuen Grundsatz-Urteil hat der höchste finni-
sche Verwaltungsgerichtshof (Korkein hallinto-oikeus - KHO)

entschieden, dass die Patienten bei lebensbedrohlichen Er-
krankungen das Recht auf medizinische Versorgung nach Bedarf

haben. Eine solche bedarfsnotwendige Versorgung kann von den
Kommunen, die nach dem Gesetz sowohl für die medizinische
Grundversorgung ihrer Einwohner als auch für die spezialärzt-
liche ambulante und stationäre Versorgung zuständig sind,
auch nicht unter Hinweis auf die Ausschöpfung der bewilligten
Budgetmittel oder eine allgemeine Geldknappheit verweigert
werden
.
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Grunddienste-Minister Soininvaara und der Verband der finni-
schen Kommunen werten Urteil als grundsätzlichen Durchbruch
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Das Urteil des obersten Verwaltungsgerichtshofes wurde sowohl
vom zuständigen Grunddienste-Minister Osmo Soininvaara (Grü-
ne) als auch vom Leiter der Krankenhaus-Abteilung des finni-
schen Verbandes der Kommunen (Kuntaliitto) Jorma Back dahin-
gehend interpretiert, dass die Rechte der finnischen Bürger
bei eilbedürftigen Erkrankungsfällen deutlich gestärkt
worden
sind. Sollten die Kommune beziehungsweise die von ihr beauf-
tragten Ärzte im Gesundheitszentrum oder im Krankenhaus trotz
Eilbedürftigkeit der Behandlung nicht die erforderlichen me-
dizinischen Maßnahmen
zur Versorgung des betreffenden Patien-
ten ergreifen, habe dieser das Recht, sich in einer Privat-
praxis oder einem Privatkrankenhaus untersuchen und behandeln
zu lassen
und anschließend die Erstattung der ihm dadurch zu-
sätzlich entstandenen Kosten von der Kommune
zu verlangen.
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Patientin kämpfte sieben Jahre um ihr Recht
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Nordeuropa Seite 4 – Ausgabe 02/2002 - 24. Februar 2002
Im vom obersten finnischen Verwaltungsgerichtshof jetzt am
21. Februar dieses Jahres entschiedenen Fall
hatte die Stadt
Kuopio im Jahr 1995 einer Patientin trotz festgestellter
starker Verengung zweier Herzkranzgefäße eine Operation unter
Hinweis auf die erschöpften Budgetmittel der Stadt für By-
pass-Operationen verweigert
. In Aussicht gestellt wurde da-
mals eine Operation wegen der vorgenommenen Budget-Kürzungen
für Bypass-Operationen voraussichtlich erst ein Jahr später.
Nach einer deutlichen Verschlechterung ihres Gesundheitszu-
standes und der dennoch erfolgten Weigerung des zuständigen
kommunalen Gesundheitszentrums, die Patientin erneut zu un-
tersuchen oder zu einer erneuten Angiographie zu überweisen
,
begab sich die damals 64 Jahre alte Patientin in eine private
Klinik in Kuopio. Die dort sofort vorgenommene Angiographie
ergab, dass zwei Herzkranzgefäße mittlerweile ganz verschlos-
sen und ein drittes nahezu verschlossen waren. An der Patien-
tin wurde daher am nächsten Tag eine Bypassoperation vorge-
nommen. Die Kosten von knapp 40.000 Finnmark (rund 13.160 DM)
beglich die Patientin zur Hälfte selbst, die andere Hälfte
wurde nach den Regeln des finnischen Gesundheitssystems von
der finnischen Sozialversicherungsanstalt KELA (Kansaneläke-
laitos) übernommen. Nach der Operation verlangte die Patien-
tin von der Stadt Kuopio die Erstattung von insgesamt gut
17.000 Finnmark
(rund 5.600 DM) - der Anteil, den sie auch
nach Abzug der im öffentlichen Bereich üblichen Selbstbetei-
ligung für die Versorgung im Privatkrankenhaus gegenüber ei-
nem Eingriff in einem öffentlichen Krankenhaus selbst zusätz-
lich zahlen mußte. Das Gericht gab nun nach nahezu siebenjäh-
riger Prozessdauer
in den verschiedenen Instanzen der Patien-
tin Recht
und verurteilte die Stadt Kuopio zur Zahlung des
Betrages von gut 17.000 Finnmark an die Patientin.
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Soininvaara: Kommunen dürfen notwendige Versorgung nicht ab-
lehnen, auch wenn das Budget erschöpft ist
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Der für das Gesundheitswesen zuständige finnische Grunddiens-
te-Minister Osmo Soininvaara (Grüne) wertet das Urteil als
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Fokus
Nordeuropa Seite 5 – Ausgabe 02/2002 - 24. Februar 2002
einen deutlichen Schritt zur Stärkung der Rechte der finni-
schen Patienten
auf eine am tatsächlichen medizinischen Be-
darf orientierte medizinische Versorgung
. Kommunen, so beton-
te er nach Bekanntwerden des Urteils, dürften danach auch
dann eine Behandlung nicht ablehnen, wenn das gemäß Budget
vorgesehene Geld für derartige Behandlungen nicht mehr aus-
reiche.
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Verantwortung nun klar geregelt: Die Kommune und nicht der
Krankenhausbezirk ist zuständig!
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Üblicherweise kaufen die finnischen Kommunen bei den gesetz-
lich zu bildenden 21 Krankenhausbezirken (Sairanhoitopiiri)
pro Jahr eine bestimmte Menge an Behandlungen zu zwischen den
Vertragspartnern festgelegten Preisen ein. Wenn die von einer
Kommune bestellte Anzahl an Leistungen erschöpft war und die
Kommune nicht zu einer Erhöhung der Zahl der Leistungen und
damit des Budgets bereit war, wurden Patienten aus dieser
Kommune normalerweise mit Hinweis auf die ausgeschöpften Bud-
getmittel abgewiesen
. Da Patienten in Finnland bisher nicht
das Recht haben, sich in einem anderen Krankenhausbezirk be-
handeln zu lassen, ist auch bei langen Wartelisten das Aus-
weichen auf ein anderes Krankenhaus mit kürzeren Wartelisten
faktisch unmöglich. Die Verantwortung für solche Abweisungen
von Patienten wegen Budget-Ausschöpfung wurde bisher zwischen
den Kommunen und den Krankenhausbezirken hin und her gescho-
ben.

Das neue Urteil bestimmt nun eindeutig, dass die Verantwor-
tung für eine bedarfsgerechte Behandlung der Einwohner einer
Kommune bei der Kommune selbst liegt
. Reichen die geplanten
Budgetmittel für die bedarfsgerechte Behandlung eiliger Er-
krankungsfälle nicht aus, muss die Kommune ihre Budgetmittel
erhöhen, um eine bedarfsgerechte medizinische Behandlung si-
cherzustellen
, und darf die Patienten nicht - wie bisher all-
gemein üblich - auf einen späteren Behandlungstermin vertrös-
ten und die - auch lebensnotwendige - Behandlung einfach un-
ter Hinweis auf Budget-Zwänge verweigern.
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Nordeuropa Seite 6 – Ausgabe 02/2002 - 24. Februar 2002
Finnland / Arzneimittelmarkt:
Gut zwölf Prozent Wachstum - Top ten der Unternehmen und Prä-
parate

fne - Der Marktanteil des langjährigen Spitzenreiters im fin-
nischen Arzneimittel-Markt Orion
hat sich nach neuesten sta-
tistischen Daten im vergangenen Jahr von 14,9 auf 12,7 Pro-
zent zurűckentwickelt. Den Titel des grössten internationalen
Pharmakonzerns in Finnland bekleidet ganz knapp der vor einem
Jahr fusionierte britisch-amerikanische Konzern Glaxo-
SmithKline
, der sich das Ziel gesetzt hat, bis zum Jahr 2005
der Marktfűhrer im Bereich der rezeptpflichtigen Medikamente
in Finnland zu werden. GlaxoSmithKline (GSK) beginnt als ers-
te Pharmafirma in Finnland die Vermarktung eines rezept-
pflichtigen Medikamentes direkt an Kunden
. Es handelt sich um
einen nicht erstattungsfähigen Impfstoff gegen Hepatitis A.
Im Jahr 2001 konnte GSK in Finnland um gut zehn Prozent wach-
sen.
Top ten der Pharma-Unternehmen in Finnland im Jahr 2001
Quelle: Suomen Lääkedata Oy, 2002
Um den zweiten Platz wird es in den nächsten Jahren einen
harten Kampf geben. Der britisch-schwedische Konzern AstraZe-
neca
ist sich sicher, im Jahre 2002 GSK in den Umsatzzahlen
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Nordeuropa Seite 7 – Ausgabe 02/2002 - 24. Februar 2002
zu űberholen. Das gleich Ziel fűr die Zukunft hat sich das
Unternehmen Pfizer gestellt. Dessen Zahlen liegen zwar noch
deutlich unter denen der beiden Konkurrenten, aber Pfizer ist
im vergangenen Jahr schneller gewachsen als die vor ihm lie-
gende Konkurrenz.
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Zocor (MSD) führt top ten der Arzneimittel-Präparate in Finn-
land 2001 an
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Die zehn meist verkauften Arzneimittelpräparate in Finnland
(in Millionen Euro / Grosshandelspreise) im Jahre 2001 gehen
aus der nachfolgenden Tabelle hervor:
Top ten der Arzneimittel in Finnland 2001
Quelle: Suomen Lääkedata Oy, 2002
Während heute cholesterolsenkende Arzenimittel und Antide-
pressiva die Hitliste anführen, standen vor zehn Jahren an
der Spitze der meist verkauften Medikamente noch blutdruck-
senkenden Mittel. Der Wert aller in Finnland im Jahr 2001
verkauften Arzneimittel
erreichte 1,28 Milliarden Euro, ge-
rechnet in Großhandelspreisen. Der Markt wuchs damit gegen-
über dem Vorjahr um gut zwölf Prozent. Der Anteil der OTC-
Medikamente
an dieser Gesamtsumme betrug lediglich 5,9 Pro-
zent
.
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Nordeuropa Seite 8 – Ausgabe 02/2002 - 24. Februar 2002
Finnland / Ärztliche Leiharbeit:
Job bei einer Leihfirma lockt junge Ärzte mehr als Festan-
stellung im Gesundheitszentrum

fne – Der fünfmonatige Ärztestreik im vergangenen Jahr (fne
berichtete) hatte vor allem als Ziel, die Arbeitsbedingungen
fűr die Ärzte in den Gesundheitszentren zu verbessern. So
hoffte man, die Zahl der unbesetzten Stellen vemindern zu
können. Tatsächlich hat sich die Situation seither nicht ver-
bessert, eher umgekehrt: Jetzt leiden nicht mehr nur die ab-
gelegenen Ortschaften unter Ärztemangel
, sondern auch die Ge-
sundheitszentren der Hauptstadtregion
. Vertretungen sind
schwer zu finden und sogar Stellenausschreibungen für offene
Festanstellungen bleiben oft ohne Bewerber. In Espoo blieben
so im vergangenen Herbst 10.000 Einwohner ohne Hausarzt, in
Helsinki waren 13 Stellen offen, acht davon ohne Vertretung.
Die positiv empfundene Einfűhrung des Hausarztsystems kehrt
sich damit in ihr Gegenteil um, denn die Bewohner, die keinen
Hausarzt haben, bekommen auch keinen Termin im Gesundheits-
zentrum. Es bleibt ihnen nichts anderes űbrig, als bei Bedarf
den Bereitschaftsdienst aufzusuchen, es sei denn, sie haben
die finanzielle Möglichkeit, sich privat behandeln zu lassen.
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Auch in Finnland sichert Leiharbeit mittlerweile die ärztli-
che Versorgung in vielen Gesundheitszentren
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Ärzte fűr die Sicherstellung der Bereitschaftsdienste leihen
sich die drei grössten Kommunen der Hauptstadtregion Helsin-
ki, Espoo und Vantaa neuerdings von einer Leihfirma namens
MedOne. Vor gut einem Jahr grűndete eine Gruppe von jungen
Ärzten die Firma, die inzwischen 260 Ärzte beschäftigt - und
die Zahl der für das junge Unternehmen tätigen Ärztinnen und
Ärzte wächst ständig.
Sie konzentrieren sich auf Bereitschaften, Vertretungen und
andere kurzfristige Aufträge. Der Verdienst liegt etwas höher
als bei einem festangestellten Arzt, aber der wichtigere
Grund, aus dem heraus sich viele Ärzte fűr das Arbeiten fűr
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Nordeuropa Seite 9 – Ausgabe 02/2002 - 24. Februar 2002
eine Leihfirma entscheiden, ist die Flexibilität. Attraktiv
ist nicht die Sicherheit einer festen Anstellung, sondern die
Möglichkeit, seine Arbeitszeit selbst bestimmen zu können.
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Ärztliche Leiharbeit - in Nordfinnland seit Jahren üblich
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Die erste Leihfirma, Medimanni, wurde in Oulu gegrűndet. Sie
versorgt seit einigen Jahren viele kleine Kommunen in der
nördlichen Provinz rings um Oulu mit allgemeinärztlichen
Dienstleistungen. Dazu macht Medimanni Verträge mit den Kom-
munen, die möglichst langfristig sind. Damit ist ein Mindest-
mass an Kontinuität bei der Patientenversorgung gewährleis-
tet. Ein normaler Arbeitstag eines Allgemeinarztes bei Medi-
manni kostet
470 bis 640 Euro. Berűcksichtigt man die Arbeit-
geberanteile, kostet ein Leiharzt die Kommune damit etwa drei
mal so viel wie ein fest angestellter Arzt
.
Die Kommune Yli-Ii zum Beispiel hat ein Gesundheitszentrum,
aber die beiden Arztstellen sind mangels Bewerber, die auch
tatsächlich bleiben wollen, nicht besetzt. An vier Wochenta-
gen kauft sie einen Arzt bei Medimanni ein, am fűnften Wo-
chentag gibt es keinen Arzt für die allgemeinärztliche Ver-
sorgung der Bevölkerung von Yli-Ii.
Neben ärztlichem Personal für den normalen Tagesdienst bietet
Medimanni auf ganz Finnland ausgeweitet ärztliche Mitarbeiter
für Bereitschaftsdienste und neuerdings für kurzfristige Ver-
tretungen an, auch im fachärztlichen Bereich. Damit greift
ärztliche Leiharbeit - ähnlich wie in Schweden, Norwegen und
Dänemark - jetzt auch in Finnland auf den Sektor der fach-
ärztlichen Versorgung über, der bisher weitgehend davon aus-
genommen war. Ärzte für Bereitschaftsdienste oder kurzfristi-
ge Vertretungen können die Kommunen beziehungsweise die Kran-
kenhäuser per Internet buchen
, nachdem sie einen Rahmenver-
trag
mit Medimanni geschlossen haben. Die bei Medimanni unter
Vertrag stehenden Ärzte veröffentlichen auf der Internet-
Seite von Medimanni ihren Dienstplan, woraus ersichtlich ist,
wann und in welcher Region sie für derartige Einsätze zur
Verfűgung stehen.
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Nordeuropa Seite 10 – Ausgabe 02/2002 - 24. Februar 2002
Schweden / Auslandsbehandlung:
Schwedische Patienten haben derzeit faktisch keine Chance auf
eine Behandlung im Ausland

fne – In der zweiten Hälfte des Jahres 2001 haben in ganz
Schweden insgesamt nur sechs Patienten die Kostenűbernahme
fűr eine Behandlung in einem anderen EU-Land bei ihrer regio-
nal zuständigen Krankenkasse beantragt. In allen sechs Fällen
hat es einen ablehnenden Bescheid der zuständigen Krankenkas-
se gegeben. Laut einer Mitteilung des staatlichen Reichsver-
sicherungsamtes (Riksförsäkringsverket), das für die Koordi-
nation, die Bewilligung und auch die Bezahlung von Auslands-
behandlungen zuständig ist, gelten folgende Kriterien fűr die
Bewilligung
: Eine Kostenübernahme für eine Behandlung im Aus-
land ist möglich
§ bei einer notwendigen Behandlung, die in Schweden nicht § bei einer Behandlung, auf die der Patient so lange war- ten muss,.dass sich die Krankheit durch das Warten ver-schlimmern würde. -------------------------------------------------------------
Vermeiden von Auslands-Behandlung durch Überholen der Warte-
schlange
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Die nachfolgenden Beispiele zeigen, dass aktiv auf ein Ver-
hindern von Auslandsbehandlung hingearbeitet wird, indem ent-
weder den betroffenen Patienten kurzfristig ein Operations-
termin in Schweden ermöglicht wird oder aber die Rahmenbedin-
gungen für eine nötige Behandlung verändert werden.
Eine Patientin aus Borås in Västra Götaland sollte 35 Wochen
auf eine Hűftgelenksoperation warten. Auf ihre Anfrage nach
einer Auslandsbehandlungs-Möglichkeit nahm die Versicherungs-
kasse Kontakt mit der zentralen Planungseinheit in Västra Gö-
taland auf. Von dort aus wurde ein Operationstermin innerhalb
von vier Wochen organisiert; damit verfiel der Anspruch auf
Behandlung im Ausland. Subjektiv gesehen war der Vorgang ein
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Nordeuropa Seite 11 – Ausgabe 02/2002 - 24. Februar 2002
Erfolg, verkűrzte sich die Wartezeit in diesem Fall doch er-
heblich.
Ein zweiter Fall galt einem in Schweden wohnenden Deutschen.
Er beantragte auf Grund von befűrchteten Sprachproblemen Be-
handlung in Deutschland. Nach empfohlener Kontaktaufnahme mit
dem zuständigen schwedischen Krankenhaus hatte der Mann in
die Behandlung dort eingewilligt.
Der dritte Fall in Västra Götaland galt einer Person, die
sich einer speziellen, in Frankreich möglichen Augenoperation
unterziehen wollte. Auf Vermittlung der Krankenkasse konsul-
tierte sie einen schwedischen Augenspezialisten und nahm da-
nach Abstand von der Behandlung in Frankreich.
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Steht auch Schweden vor einem Grundsatz-Urteil in Sachen Aus-
landsbehandlung?
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Demnächst wird das höchste schwedische Verwaltungsgericht
(regeringsrätten) sich mit dem Fall der Patientin Susanne Je-
linek aus Göteborg
befassen, die sich einer Rheumabehandlung
in Deutschland (Kiel)
unterzogen hat. In diesem Fall hatte
die Patientin sich trotz eines ablehnenden Bescheides zur
Kostenübernahme im Ausland behandeln lassen. Dabei war die in
Kiel angebotene Behandlungsmethode zum damaligen Zeitpunkt in
Schweden nicht verfügbar. In den bisherigen Rechtsinstanzen
ist die Klage der Patientin auf Kostenübernahme durch den zu-
ständigen Provinziallandtag beziehungsweise das staatliche
Reichsversicherungsamt abgewiesen worden. Allerdings sind in
der Zwischenzeit klarstellende Urteile des Europäischen Ge-
richtshofes (EuGH) ergangen, die die Erfolgsaussichten in
diesem Fall deutlich verbessert haben. Falls die Versiche-
rungskasse zur Erstattung gezwungen wird, wird sich die Ein-
stellung der schwedischen Behörden beziehungsweise der Pro-
vinziallandtage grundlegend ändern műssen. Nach dem gerade
gefallenen Grundsatzurteil in Finnland (siehe diese Ausgabe,
Seiten 3 bis 5) ist Schweden das einzige Land in Skandina-
vien
, das eine derart restriktive Politik gegenüber der Mög-
lichkeit der Auslandsbehandlung
betreibt.
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Nordeuropa Seite 12 – Ausgabe 02/2002 - 24. Februar 2002
Schweden und Norwegen/ Arzneimittel-Statistik:
Deutliche Steigerung des Arzneimittel-Verbrauchs in Norwegen
und Schweden

fne – Der Arzneimittel-Verbrauch in Norwegen hat nach der
neuesten Statistik der Vereinigung der norwegischen Arznei-
mittelindustrie im vergangenen Jahr - gemessen in Tagesdosen
- um 7,8 Prozent zugenommen
. Die Kosten für registrierte Arz-
neimittel
beliefen sich damit in Norwegen im Jahr 2001 auf
insgesamt 12,7 Milliarden norwegische Kronen (NKR; rund 1,6
Mrd. Euro)
und waren damit um 10,8 Prozent höher als im Jahr
2000
(11,7 Mrd. NKR; rund 1,48 Mrd. Euro). Pro Kopf der Be-
völkerung
beliefen sich damit die Ausgaben für registrierte
Arzneimittel im Jahr 2001 auf 2.814 NKR (rund 355,66 Euro).
Im Jahr 1980 betrugen die Arzneimittelausgaben pro Kopf noch
rund 1.000 NKR. Neue, effektivere Arzneimittel stehen dabei
nach Angaben des Arzneihersteller-Verbandes für rund 40 Pro-
zent der Kostensteigerung
des Jahres 2001 gegenüber dem Vor-
jahr.
Ähnlich wie in Finnland (siehe oben Seiten 6-7) sind die
meistbenutzten Arzneimittel, gemessen in Tagesdosen, in Nor-
wegen mittlerweile Cholesterolsenker und Antidepressiva. Der
größte Verkaufserfolg dagegen ist ein Schmerzmittel (Albyl-
E), das heute auch als Vorbeugung gegen die Bildung von Blut-
pfropfen gegeben wird. An der zweiten Stelle im finanziellen
Verkaufserfolg folgt das Fluor-Mittel Flux, das vor allem
Kleinkindern verabreicht wird. Der Verkauf von Viagra dagegen
ist zwar gegenüber dem Jahr 2000 um 23 Prozent gestiegen,
dennoch nimmt das Arzneimittel gegen Potenzstörungen (noch)
keinen Platz unter den 25 meistverkauften Arzneimitteln Nor-
wegens ein.
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Schweden: Steigerung um 6,5 Prozent
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Der Verkauf von Arzneimitteln in Schweden ( Arzneimittel mit
Rezeptpflicht, OTC-Arzneimittel und Arzneimittel-Lieferungen
an Krankenhäuser) stieg im Jahr 2001 gegenüber dem Vorjahr
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Nordeuropa Seite 13 – Ausgabe 02/2002 - 24. Februar 2002
gemäß der neuesten Arzneimittel-Statistik des staatlichen
schwedischen Apotheken-Monopolunternehmens Apoteket AB um 6,5
Prozent auf 29,4 Milliarden schwedische Kronen
(SKR; rund
3,19 Mrd. Euro), gemessen in Apothekenverkaufspreisen ohne
Mehrwertsteuer-Anteil.
Die 20 meistverkauften rezeptpflichtige Arzneimittel
in Schweden
(Der Verkauf der 20 verkaufsstärksten Arzneimittel in Schwe-
den macht rund 26 Prozent aller Verkäufe an rezeptpflichtigen Arzneimitteln aus. Rangfolge nach Apothekenverkaufspreis ohne Mehrwertsteuer) 9. Pulmicort Turbuhaler Entzündungshemmendes Asthmamittel
(Quelle: Arzneimittelstatistik 2001 Apoteket AB)
Von den insgesamt 29,4 Milliarden SKR umfassenden Markt ge-
hörten Arzneimittel für 21,666 Mrd. SKR zum erstattungsfähi-
gen Markt. Von diesen Kosten wurden den Patienten von den
Provinziallandtagen rund 77,5 Prozent (16,782 Mrd. SKR) er-
stattet; 22,5 Prozent oder 4,884 Mrd. SKR (0,53 Mrd. Euro)
betrug der von den Patienten zu tragende Eigenanteil
. Dieser
Anteil stieg gegenüber dem Vorjahr damit nur unwesentlich um
0,06 Mrd. SKR (0,0065 Mrd. Euro).
Gesundheits- und Sozialpolitik aus Nordeuropa - Gesundheitsmarkt Skandinavien
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Nordeuropa Seite 14 – Ausgabe 02/2002 - 24. Februar 2002
Schweden / Facharzt-Weiterbildung:
Viel zu wenig Medizinstudenten wollen Allgemeinarzt werden

fne - Schweden hat das gesundheitspolitische Ziel, innerhalb
von sechs Jahren für jeweils 1.500 Einwohner einen Hausarzt
(Allgemeinarzt)
zur Verfügung zu haben. Das bedeutet, dass
die die derzeitige Zahl von rund 4.300 Allgemeinmedizinern
auf etwa 6.000 gesteigert werden müßte.
Doch statt eine zunehmende Zahl an Allgemeinmedizinern wei-
terzubilden, nimmt das Interesse der Medizinstudenten unmit-
telbar nach dem Examen drastisch ab
. Während heute rund 27
Prozent aller ihren Beruf ausübenden Ärztinnen und Ärzte als
Allgemeinärzte arbeiten, wollen nur acht Prozent der neuexa-
minierten angehenden Ärztinnen und Ärzte
nach einer Umfrage
der Wochenzeitschrift „Dagens Medicin“ unter allen Examensab-
solventen die Weiterbildung zum Allgemeinarzt einschlagen.
Dagegen wollen rund 24 Prozent der Neuexaminierten Chirurg
werden
, während heute nur rund acht Prozent der berufstätigen
Ärztinnen und Ärzte als Chirurgen arbeiten.
Als Grund für die Ablehnung der Weiterbildung zum Allgemein-
arzt
wird überwiegend das schlechte Image des Berufsbildes
angegeben: Allgemeinmedizin sei ein schwerer Job mit wenig
Abwechslung und vielen Problemen in der täglichen Praxis.
Dieses Bild, so die Autoren der Untersuchung, würde vor allem
durch das negative Bild der Krankenhausärzte bestimmt, dass
diese an die jungen Studenten weitergeben würden.
Weitere Ungleichgewichte gegenüber der heutigen Facharzt-
Verteilung, wenn auch nicht in dieser extrem starken Form,
zeigte die Untersuchung bei den Spezialisierungswünschen für
Innere Medizin, Anästhesie und HNO-Heilkunde. Während derzeit
13 Prozent aller Ärzte internistisch arbeiten, wollen nur 11
Prozent Internisten werden. In der Anästhesie beträgt das
Verhältnis umgekehrt zehn (Wunsch) zu sechs Prozent Ist-
Zustand, in der HNO-Heilkunde vier Prozent Wunsch zu sechs
Prozent Ist-Zustand. Ausgeglichen ist die Situation in der
Orthopädie (jeweils fünf Prozent) und den übrigen Speziali-
sierungen (jeweils 29 Prozent).
Gesundheits- und Sozialpolitik aus Nordeuropa - Gesundheitsmarkt Skandinavien
Nachrichten - Berichte - Hintergrund
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Nordeuropa Seite 15 – Ausgabe 02/2002 - 24. Februar 2002
Norwegen / Sterilisierung:
Sterilisierung wird nicht mehr von der staatlichen Kranken-
versicherung bezahlt - zwischen 75 und 100 Prozent aller
Frauen verzichten

fne - Seit dem 1. Januar 2002 wird eine Sterilisierung bei
Frauen
in Norwegen auf einen Beschluss des norwegischen Par-
lamentes (Storting) hin nicht mehr im Rahmen der staatlichen
Krankenversicherung bezahlt
. Die Folge: Zwischen 75 und 100
Prozent der Frauen
, die zum Teil jahrelang auf einer Warte-
liste für diesen Eingriff gestanden haben, verzichten auf die
Operation
. Der Eingriff kostet in Norwegen im Durchschnitt
6.000 NKR (rund 760 Euro) und wurde bis Ende des Jahres 2001
voll von der staatlichen Krankenversicherung bezahlt.
Viele Gynäkologen und Politiker fürchten nun eine massive Zu-
nahme von Abtreibungen
, vor allem bei Frauen über 35 Jahren.
Viele Frauen hätten die Sterilisation als Verhütungsmittel
anderen Möglichkeiten vorgezogen. Häufig seien andere Verhü-
tungsarten auch nicht erfogreich anwendbar gewesen, bevor
sich die betroffenen Frauen zur Sterilisation entschieden
hätten. Da der Schwangerschaftsabbruch weiterhin voll auf
Kosten der staatlichen Krankenkasse
durchgeführt werde, sei
hier eine Steigerung abzusehen.
Problematisch am Beschluss des norwegischen Parlaments sei
auch, so wird aus verschiedenen Kliniken berichtet, dass
nicht eindeutig geklärt sei, ob eine Sterilisation, die auf-
grund anderer Eingriffe mit erfolgen müsse (Beispiel: provo-
zierter Abort, diagnostische Laparoskopie etc.), ebenfalls
von den betroffenen Frauen selbst zu bezahlen sei. Ebenso sei
keine Trennungslinie zwischen medizinischer und sozialer In-
dikation
für eine Sterilisation gezogen worden.
Voraussichtlich wird der neue norwegische Gesundheitsminister
Dagfinn Høybråten sich in Kürze für die Folgen der Verände-
rung verteidigen müssen: Entsprechende Anfragen von Abgeord-
neten sind bereits an den Minister ergangen. Seine erste Re-
aktion: Ein drastische Reduzierung der Sterilisationen sei
mit der Gesetzesänderung nicht beabsichtigt gewesen.
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Nordeuropa Seite 16 – Ausgabe 02/2002 - 24. Februar 2002
Norwegen / Fehlsteuerung durch DRG-System:
Die Kosten mancher Eingriffe werden nur zu einem Drittel ge-
deckt
fne – Die sogenannte „einsatzgesteuerte Finanzierung“ der
Krankenhausleistungen in Norwegen deckt nach Berechnungen des
Rikshospitalet in Oslo zum Teil nur ein Drittel der tatsäch-
lich entstehenden Kosten
bei den betreffenden Eingriffen.
Diese Finanzierungsart ist eine im Jahr 1997 eingeführte
DRG.-basierte Finanzierung der Klinikleistungen, bei der al-
lerdings derzeit nur die Hälfte der Kosten einer Klinik tat-
sächlich über das DRG-System abgedeckt wird, während die an-
dere Hälfte durch direkte staatliche Zuschüsse an den Träger
- mittlerweile für alle norwegischen Krankenhäuser der norwe-
gische Staaat - abgedeckt wird.
Das Reichshospital (Rikshospitalet) in Oslo stellte bereits
kurz nach Beginn der neuen Finanzierung fest, dass etwa die
Kosten für eine Rückenmarkstransplantation durch die dafür
ansetzbare DRG-Gruppe bei weitem nicht gedeckt wurden. Dar-
aufhin wurde eine Kostestellenrechnung aufgebaut, mit deren
Hilfe alle Kosten genau erfasst werden konnten. Das Ergebnis
ist niederschmetternd: Die DRG-Erstattung deckt nur rund ein
Drittel der tatsächlich anfallenden Kosten; pro Patient wird
eine Unterdeckung von rund 600.000 NKR (rund 75.800 Euro) re-
alisiert
. Bei vierzig Patienten, die jährlich eine Rücken-
markstransplantation im Rikshospitalet erhalten, bedeutet
dies einen Unterschuss gegenüber den tatsächlich anfallenden
Kosten von cirka 24 Millionen NKR (gut 3 Mill. Euro)
Das Rikshospitalet hatte bereits früher für andere Eingriffe
vergleichbare Kostenüberprüfungen
vorgenommen und dabei fest-
gestellt, dass auch bei diesen Behandlungen (Herztransplanta-
tionen, Lungentransplantationen, Thoraktomie, Neonatal-
Chirurgie) die Erstattungssumme zum Teil nur ein Drittel der
tatsächlichen entstehenden Behandlungskosten deckt. Konkret
betrugen die Deckungsbeiträge bei der Neonatalchirurgie 35
Prozent, bei der Thoraktomie 44 und bei Herztransplantationen
87 Prozent der tatsächlichen Kosten
.
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Nordeuropa Seite 17 – Ausgabe 02/2002 - 24. Februar 2002
Dänemark / Ärztemangel:
Zehn „Stilletage“ und Nebenjobs verknappen das Angebot an
Ärzten

fne – Während die Zahl der an Krankenhäusern in Dänemark tä-
tigen Ärzte
seit 1989 um 1.797 oder 22,1 Prozent gestiegen
ist, klagt Dänemark gleichzeitig über einen massiven Ärzte-
mangel
. Konkrete Untersuchungen zeigen, dass viele Faktoren
hierzu beitragen. So haben dänische Ärzte etwa tarifrechtlich
Anspruch auf sogenannte Stille- oder Entwicklungstage, an de-
nen sie nicht operieren dürfen
, sondern sich möglichst inner-
halb des Krankenhauses fortbilden müssen. Die Anzahl dieser
spezifischen Tage zur beruflichen und Persönlichkeitsentwick-
lung schwankt je nach Krankenhaus zwischen fünf und zehn Ta-
gen pro Jahr und beschäftigtem Arzt
.
In der Realität haben die Ärzte jedoch solche Tage auch ge-
nutzt, um an anderen Krankenhäusern zusätzlich zu arbeiten -
gegen zusätzliche Bezahlung. Sechs von zehn Spezialisten in
Dänemark
, so neue Zahlen der dänischen Ärztevereinigung, üben
neben ihrer Hauptbeschäftigung einen Nebenjob an anderen Kli-
niken aus
- etliche von ihnen auch im benachbarten Südschwe-
den. Während den an den Kliniken festangestellten Ärzten fak-
tisch keine Überstunden bezahlt werden, können sie durch die
Zusatzarbeit an anderen Kliniken häufig das Doppelte des ver-
gleichbaren Geldes aus der Festanstellung verdienen
. So kommt
es, dass viele der Fachärzte etwa eine Woche pro Monat als
Gäste in anderen Kliniken arbeiten.
Hintergrund für die groteske Situation: Während die Festan-
stellung eines Arztes und die Bezahlung von Mehrarbeit bei
festangestellten Mitarbeitern durch viele Gremien der in Dä-
nemark zuständigen Ämter zu genehmigen ist, können zeitlich
befristete Verträge für sogenannte Vikariate sehr viel einfa-
cher und schneller genehmigt werden
. Die Folge: Nebenjobs
sind zwar teurer, aber häufig die einzige Möglichkeit, um
flexibel auf einen Mangel an ärztlicher Arbeitskraft zu rea-
gieren. Die zweite Folge: Festanstellungen werden für Ärzte
immer unattraktiver
.
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Nordeuropa Seite 18 – Ausgabe 02/2002 - 24. Februar 2002
Gesundheits- und Sozialpolitik kurzgefasst:
Finnland: Wartezeiten bei Herzerkrankungen zu lang - Angi-
ographie ist der grosse Engpass
fne – Die grossen Veränderungen in den kardiologischen Be-
handlungsmöglichkeiten haben die Ressourcen des öffentlichen
Gesungheitswesens in Finnland deutlich űberfordert. So stehen
etwa in Oulu der heute auf das vierzigfache angewachsenen Pa-
teintenzahl die gleichen zwei Operationssäle zur Verfűgung
wie vor 30 Jahren. Im Jahre 1999 wurden in Finnland 14.000
Angiographien und 4.000 Ballondilatationen durchgefűhrt, wäh-
rend der tatsächliche Bedarf laut FinnOhta (Finnische Behörde
fűr Healht Technology Assesment) 22.000 Angiographien und
10.000 Ballondilatationen gewesen wäre.
Die Qualitätskriterien der Universitätsklinik Helsinki for-
dern den Zugang zur Behandlung fűr als eilig eingestufte Pa-
tienten innerhalb einiger Wochen und fűr nicht-eilig einge-
stufte Patienten innerhalb von drei Monaten. Tatsächlich war-
ten die Patienten der ersten Gruppe zur Zeit drei Monate und
die der zweiten Gruppe sieben Monate. Ähnlich ist die Situa-
tion in allen anderen Kliniken im öffentlichen Bereich.
Finnland: Der Chefarzt – Chef oder Arzt?
Fne - Nur einen Fűnftel ihrer Dienstzeit verwenden die lei-
tenden Ärzte tatsächlich fűr Leitungsaufgaben, die űbrige
Zeit widmen die leitenden finnischen Ärzte der Patientenbe-
handlung. Nur die Hälfte der Chefs gab an, Interesse an Mana-
gement zu haben, dabei die meisten von ihnen Interesse am
Sachmanagement, während das Personalmanagement deutlich ein
Stiefkind geblieben ist. Viele Chefärzte wissen nicht, was
von ihnen erwartet wird oder wer genau ihnen unterstellt ist.
Das sind Ergebnisse einer Befragung, die die leitende Ärztin
Mirja Tuomiranta im Krankenhausbezirk Etelä-Pohjanmaa in
Nordfinnland fűr ihre Dissertation im Jahre 1999 durchgefűhrt
hat. Die Budgets und Beschlűsse werden von Politikern ge-
fasst, die Chefärzte können keine Mitarbeiter einstellen oder
űber deren Löhne verhandeln. Das sind von den Ärzten angege-
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Nordeuropa Seite 19 – Ausgabe 02/2002 - 24. Februar 2002
bene Grűnde, die zu dem Gefűhl fűhren, keine tatsächlichen
Entscheidungsbefugnisse zu haben.
Finnland: Drogenabhängigkeit mit Buprenorfin bekämpft
fne – Überraschend positive Ergebnisse werden von einem seit
dem Jahr 1997 laufenden Therapieprojekt zur Behandlung von
Drogenabhängigen mit dem synthetischen Opiat Subutex berich-
tet. Beteiligt am Projekt waren 171 Drogen-(meist Heroin-
)abhängige, 95 von ihnen stationär im Järvenpää-
Sozialkrankenhaus und 76 ambulant in Helsinki. 79 Prozent von
den zunächst stationär Behandelten haben anschliessend eine
ambulante Behandlung in ihren Heimatorten begonnen. 70 Pro-
zent der von vorne herein ambulant Behandelten waren nach ei-
nem Jahr noch in der Therapie. 31 Personen konnten innerhalb
des ersten Jahres auch Subutex absetzen, und lediglich zehn
Personen fielen zurűck in den Drogenkonsum, was im Vergleich
zu anderen Therapieformen eine kleine Zahl ist. Mit Ausnahme
von fűnf Personen konnte der häufig mit der Drogensucht ein-
hergehende Kreislauf von Kriminalität beendet werden.
Bisher ist die Diskussion um Drogenersatztherapie in Finnland
sehr kontrovers gefűhrt worden. Ein Arzt, der als einziger in
Finnland Subutex für Drogenabhängige seit längerer Zeit ver-
schrieben hat, ist drei mal wegen Drogendelikten verurteilt
worden. Ihm wurde vorgeworfen, sich auf Kosten der Drogenab-
hängigen bereichert zu haben und sie als Kuriere bei der Be-
schaffung des Medikaments aus Frankreich missbraucht zu ha-
ben. Die Tatsache, dass es in Finnland Drogenabhängige gibt,
die Subutex, das sie im Strassenhandel gekauft hatten, als
Einstiegsdroge benutzt haben, macht seine Anwendung als The-
rapeutikum fűr viele inakzeptabel.
Schweden: Bonus fűr Verschreibung von Generika
fne – Jeder Provinziallandtag in Schweden hat von Arzneimit-
telkomitees zusammengestellte Empfehlungslisten fűr Generika.
Die Ärzte jedoch zeigen wenig Interesse, diese Empfehlungen
zu befolgen. Nun hat der Provinziallandtag in Uppsala ein Bo-
nussystem eingefűhrt, um die Ärzte zum Verschreiben billige-
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Nordeuropa Seite 20 – Ausgabe 02/2002 - 24. Februar 2002
rer generischer Alternativmedikamente zu motivieren. 50 Pro-
zent von der dadurch erzielten Einspar-Summe geht zurűck an
die Kliniken, Gesundhetszentren und den Verein der Privatärz-
te. Im zweiten Halbjahr 2001 wurden zum Beispiel durch Ver-
schreiben von billigeren generischen Antidepressiva und bil-
ligeren Arzneimittel gegen Magengeschwűre im Vergleich zum
Vorjahr knapp zwei Millionen Kronen gespart, das bedeutet
945.000 SKR Bonus.
Das Arzneimittelkomitee setzt voraus, dass die Summe so ver-
wendet wird, dass der Nutzen in irgendeiner Form der Patien-
tenversorgung zu Gute kommt, zum Beispiel fűr Fortbildung.
Uppsala wird das Bonussystem weiter beibehalten, aber bezogen
auf andere Arzneimittelgruppen.
Der Provinziallandtag in Stockholm diskutiert űber andere Me-
thoden der Motivation. Dort wird befűrchtet, das Bonussystem
fűhre zu einem Vertrauenskonflikt. Die Patienten wűrden Angst
bekommen, dass ihnen das richtige Medikament vorenthalten
werde, weil der Arzt nur an seinen Bonus denke.
Schweden: Deutsche Ärzte nach Gotland
fne.-.Die Insel Gotland hofft, ihren akuten Ärztemangel mit
Hilfe von insgesamt 50 deutschen Ärzten bekämpfen zu können,
berichtete die Tageszeitung „Gotlands Tidningar“ Anfang Feb-
ruar. Der grösste Bedarf besteht bei Bezirksärzten (Allge-
meinmedizinern) und Zahnärzten, aber auch bei Spezialisten
vor allem im Bereich Augenheilkunde, Anästhesie und Kiefer-
chirurgie.
Nordeuropa: Apotheker-Vereinigungen bilden gemeinsame nordeu-
ropäische Organisation
Die Apotheker-Verbände aus Dänemark, Finnland und Norwegen
sowie die staatliche schwedische Monopolgesellschaft Apoteket
AB haben Ende Januar eine gemeinsame Nordische Apothekenver-
einigung (Nordiska Apoteketsföreningen) gebildet. Ziel des
Zusammenschluses ist die Stärkung der Apotheken in Nordeuropa
und ein größerer internationaler Einfluss der Nordeuropäer.
Das Sekretariat des Verbandes wird in Kopenhagen angesiedelt.

Source: http://www.phc.fi/download/Fokus-Nord-02%2024-02-2002.pdf

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Still on the subject of bird flu,does anyone remember thefurore at the end of last yearwhen the virus first reachedFor the past few days I have had flu. Not bird flu. Just the common or garden varietywhich kills, on average, 12,500 people each year in Britain alone. I don’t suppose the statistics have yet been gathered – but on past form it is likely thattens of thousands of Europeans

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