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S. Ewig (Bonn), federführend, K. Dalhoff (Lübeck),
J. Lorenz (Lüdenscheid), T. Schaberg (Rotenburg),
T. Welte (Magdeburg), H. Wilkens (Homburg)
Die initiale antimikrobielle Therapie der nosokomialen Pneu-
Die wissenschaftliche Grundlage für Empfehlungen zur in-
monie erfolgt kalkuliert anhand einer Zuordnung des Patien-
itialen kalkulierten antimikrobiellen Therapie der nosokomia-
ten zu einer definierten Risikogruppe mit charakteristischem
len Pneumonie ist schmal. Es liegen nur wenige empirische
Erregerspektrum. Grundkriterien der Risikoeinschätzung um-
Daten zum Vergleich verschiedener antimikrobieller Thera-
fassen: 1) Spontanatmung versus Beatmung; 2) Zeitpunkt des
pieregime und zur Differenzialindikation in unterschiedlichen
Auftretens (früh versus spät erworbene Pneumonie); 3) zu-
klinischen Situationen vor. Der Einsatzbereich einer Mono-
sätzliche Risikofaktoren (Dauer der vorbestehenden antimi-
therapie versus Kombinationstherapie ist ebenso nur ungenü-
krobiellen Therapie; ZNS-Trauma oder Koma, strukturelle
gend abgesichert wie die Frage der optimalen Kombinations-
pulmonale Komorbidität, iatrogene Immunsuppression, ge-
sicherte Aspiration). Während früh einsetzende Pneumonien
mit Aminopenicillin/â-Laktamase-Hemmer oder Cephalospo-
Allerdings herrscht in der Praxis eine weitgehende Überein-
rinen der 2. Generation ausreichend behandelt sind, ergibt
stimmung im Hinblick auf die Indikation und Gestaltung der
sich für spät einsetzende Pneumonien die Notwendigkeit
antimikrobiellen Therapiestrategien vor, so dass regionale
einer breiteren Kombinationstherapie aus Antipseudomonas-
Unterschiede im wesentlichen auf beobachteten Unterschie-
Penicillin oder -Cephalosporin oder Carbapenem plus Cipro-
den in der Erregerepidemiologie und dem differierenden
floxacin oder Aminoglykosid. Bei spontan atmenden Patienten
Resistenzmuster von Erregern gegenüber antimikrobiellen
mit spät einsetzender und leichter bis mittelschwerer Pneu-
monie ist eine Monotherapie mit einem Chinolon oder einem
Cephalosporin der 3. Generation ausreichend. Im Falle des
Bisherige Empfehlungen zur Therapie der nosokomialen
Vorliegens einer der definierten Risikofaktoren wird die anti-
Pneumonie haben somit im wesentlichen Expertenmeinun-
mikrobielle Therapie entsprechend des zu erwartenden Er-
gen zur Grundlage. Auch die hier vorgestellten Empfehlungen
regerspektrums modifiziert. Eine adäquate Dosierung ent-
beruhen zu einem erheblichen Teil auf theoretischen Über-
sprechend Körpergewicht und Nierenfunktion (sowie bei
legungen und klinischer Erfahrung. Dessen ungeachtet soll
isoliertem mutmaûlichen Erreger entsprechend MHC) ist für
der Versuch gemacht werden, durch Bezug auf die wenigen,
den Therapieerfolg essenziell. Strategien zur Limitierung der
strengen wissenschaftlichen Maûstäben standhaltenden Stu-
Selektion von multiresistenten Keimen umfassen den zurück-
dien die Grundlage dieser Empfehlungen so objektiv wie
haltenden und gezielten Einsatz antimikrobieller Substanzen
auf der Intensivstation sowie Konzepte eines zyklischen Ein-
satzes verschiedener Regime mit differenten Wirkspektren.
Da viele Maûnahmen in der Prophylaxe der nosokomialen
Pneumonie ebenfalls nicht gesichert sind, werden in den
In der Prävention der nosokomialen Pneumonie sind folgende
vorliegenden Empfehlungen in Anlehnung an diejenigen der
Maûnahmen wissenschaftlich gesichert und werden generell
Centers for Disease Control (CDC) die jeweiligen Maûnahmen
empfohlen: 1) Händedesinfektion und besondere Hygiene
nach dem Grad ihrer wissenschaftlichen Absicherung gewich-
einschlieûlich Strategien zur Isolation von Patienten; 2) Ober-
tet, so dass erkennbar wird, welche Maûnahmen gesichert
körperhochlagerung; 3) Beatmungssystemwechsel einmal pro
und welche noch Gegenstand zukünftiger wissenschaftlicher
Woche; 4) Vermeidung von Relaxantien. Für die orotracheale
anstelle der nasotrachealen Intubation sprechen empirische
Daten und theoretische Überlegungen.
Das Keimspektrum der nosokomialen Pneumonie ist breit.
Häufigste Erreger sind grampositive Keime (Streptococcus
pneumoniae, oxacillin-sensible Staphylococcus aureus), Hae-
mophilus influenzae, gramnegative Enterobacteriacae (am
häufigsten Escherichia coli, Klebsiella spp., Enterobacter spp.,
Serratia spp., Proteus spp.) sowie potentiell multiresistente
Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York
grampositive und gramnegative Keime (methicillin- bzw.
oxacillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA), Pseudo-
monas aeruginosa, Acinetobacter spp., Stenotrophomonas
tisch immer in Unkenntnis der zugrundeliegenden Erreger
angesetzt werden. Zur Definition adäquater kalkulierter anti-
mikrobieller Therapieregime ist die Klassifikation der Patien-
Unter einer Therapie mit Cephalosporinen und Chinolonen
ten anhand der wesentlichen Risikofaktoren für bestimmte
kann es zur Selektion von Enterococcus spp. kommen. Entero-
Erregerspektren von grundlegender Bedeutung (Abb.1).
coccus spp. sind nach jetziger Datenlage keine Pneumonie-
Erreger und bedürfen daher keiner entsprechenden Therapie.
Grundkriterien für die kalkulierte antimikrobielle Therapie
Ebenso kommt es unter antimikrobieller Therapie häufig zur
tracheobronchialen Kolonisation mit Candida spp., diese
Die zwei grundlegenden Determinanten für bestimmte Er-
stellen jedoch auch nur im Ausnahmefall Pneumonie-Erreger
1. Pneumonie des spontan atmenden oder des intubierten
Der prozentuale Anteil der einzelnen Erreger variiert von
Die Unterschiede zwischen diesen beiden Patientengrup-
Krankenhaus zu Krankenhaus (bzw. zwischen den entspre-
pen sind nicht gut untersucht; andererseits sprechen die
chenden Intensivstationen). Diese Variationen reflektieren in
vorliegenden Daten dafür, dass bei spontan atmenden
der Regel das jeweilige Patientengut bzw. die zurückliegenden
Patienten weniger häufig multiresistente Keime eine Rolle
antimikrobiellen Therapiestrategien.
spielen, vielmehr gramnegative Enterobacteriaceae (GNEB)
zusammen mit Staphylococcus aureus und Streptococcus
Die Letalität von Patienten mit nosokomialer Pneumonie liegt
bei 30±50 %. Eine Reihe von prognostischen Faktoren ist
2. Zeitpunkt der Entstehung der Pneumonie (früh versus
gesichert. Diese umfassen: höheres Lebensalter, schwere
Grunderkrankung, beidseitige Infiltrate, Dauer der Intubation
Das Keimspektrum der früh auftretenden Pneumonie (bis
und Beatmung, Organversagen und Vorliegen eines septi-
zum 4. Tag nach stationärer Aufnahme) entspricht weit-
schen Schocks [2 ±7]. Darüber hinaus sind Infektionen mit
gehend dem der endogenen Flora der oberen Luftwege, die
potenziell multiresistenten Keimen wie Pseudomonas aerugi-
bereits vor der Hospitalisation den Respirationstrakt des
nosa und Acinetobacter spp. sowie MRSA unabhängig mit
Patienten besiedelt hat, also Streptococcus pneumoniae,
einem ungünstigen Ausgang assoziiert [5,8,9].
sensible Staphylococcus aureus und Haemophilus influen-
zae. Weniger häufig finden sich auch (meist sensible)
Grundkonzept der kalkulierten antimikrobiellen Therapie
gramnegative Enterobacteriaceae (GNEB). Bei der spät
auftretenden Pneumonie (³ 5 Tage nach stationärer Auf-
Die Prognose einer nosokomialen Pneumonie kann durch eine
nahme) müssen die typischen nosokomialen Keime wie
adäquate antimikrobielle Therapie verbessert werden [2,3].
gramnegative Enterobacteriaceae (am häufigsten Escheri-
Andererseits muss die initiale antimikrobielle Therapie prak-
chia coli, Klebsiella spp., Enterobacter spp. Serratia spp.,
Abb. 1 Algorithmus der initialen kalkulierten antimikrobiellen Therapie der nosokomialen Pneumonie.
Die jeweilige Therapie wird modifiziert im Falle des Vorliegens definierter Risikofaktoren (siehe Tab.1).
Nosokomiale Pneumonie: Empfehlungen zur Therapie und Prophylaxe
Proteus spp.) sowie potenziell multiresistente grampositi-
Tab. 1 Grundkriterien für eine kalkulierte antimikrobielle Therapie
ve und gramnegative Keime (MRSA, Pseudomonas aerugi-
nosa, Acinetobacter spp., Stenotrophomonas spp.) in Be-
Die Empfehlungen der ATS führen demgegenüber neben
den Kriterien der früh/spät auftretenden Pneumonie als
zweites Kriterium den Schweregrad einer Pneumonie als
Determinante auf [15]. Dabei werden schwere Pneumonien
definiert als Vorliegen von Kriterien der akuten respiratori-
schen Insuffizienz, der hämodynamischen Instabilität so-
wie der radiologischen Pneumonie-Ausbreitung, aber auch
einfach die Notwendigkeit der Aufnahme auf der Intensiv-
station. Das Kriterium des Schweregrads führt jedoch
gegenüber den anderen beiden Kriterien keine wesentliche
Differenzierung hinzu. Früh auftretende Pneumonien wer-
den nach diesen Empfehlungen auch dann, wenn sie bei
Patienten auf der Intensivstation entstehen (also schwer-
gradig sind), wie leicht- bis mittelschwere Pneumonien
behandelt, andererseits entstehen spät auftretende Pneu-
monien mehrheitlich bei Patienten auf der Intensivstation
(sind also definitionsgemäû schwergradig) sowie bei Pa-
tienten mit langdauernder antimikrobieller Therapie. Die
Aufnahme auf der Intensivstation diskriminiert wahr-
scheinlich weniger gut das zu erwartende Keimspektrum
als das Vorliegen einer Intubation und Beatmung.
3. Weitere gesicherte Risikofaktoren, die im Einzelfall das
grundlegende Erregerspektrum modifizieren können, um-
a) Dauer einer vorbestehenden antimikrobiellen Therapie
in beliebiger Indikation (> 3±7 Tage) [14,16±18]. Bei
langdauernder antimikrobieller Vorbehandlung ist vor
allem mit potenziell multiresistenten grampositiven
und gramnegativen Keimen (MRSA, Pseudomonas aeru-
ginosa, Acinetobacter spp., Stenotrophomonas spp.) zu
Zusätzlich zu diesen zentralen Kriterien sind bei der konkre-
ten Auswahl der antimikrobiellen Substanzen folgende Ein-
b) ein ZNS-Trauma oder Koma (häufiges Vorkommen von
flussgröûen zu beachten: möglicher Effekt einer Kombina-
Staphylococcus aureus, aber auch Haemophilus influen-
tionstherapie, adäquate Dosierung, pharmakodynamische Ge-
zae und Streptococcus pneumoniae; hier ist je nach
sichtspunkte, Penetration ins Lungengewebe sowie kliniks-
Kleinraum-Epidemiologie auch an oxacillin-resistente
spezifische Kleinraum-Epidemiologie nosokomialer respirato-
Staphylococcus aureus-Stämme zu denken) [13,14,19].
c) eine struktuelle pulmonale Komorbidität, insbesonders
fortgeschrittene COPD und Bronchiektasien (ein starker
Risikofaktor für das Vorliegen von Pseudomonas aerugi-
Patienten mit früh einsetzender Pneumonie ohne Risikofakto-
d) eine iatrogene Immunsuppression durch Kortikostero-
ren können unabhängig vom Schweregrad der Pneumonie mit
ide (hier sind Aspergillus spp. [21] sowie Legionella spp.
einer Monotherapie behandelt werden, da nicht mit poten-
[22] zusätzlich in Betracht zu ziehen), sowie
ziell resistenten Erregern gerechnet werden muss. Dagegen
e) eine gesicherte Aspiration (meist aerob/anaerobe
muss bei Patienten mit spät einsetzender Pneumonie, die ein
Mischflora mit überwiegend gramnegativen Keimen)
erhöhtes Risiko für das Vorliegen von multiresistenten Er-
regern aufweisen, eine Kombinationstherapie erwogen wer-
den. Die Überlegenheit der Kombinationstherapie bei Pneu-
Die Kriterien für eine kalkulierte antimikrobielle Therapie
monien mit multiresistenten Erregern sowohl hinsichtlich
und ihre Rationale finden sich in Tab.1 zusammengefasst.
des Überlebens, der Erreger-Eradikation als auch der Resi-
stenzentwicklung unter Therapie (vor allem gegenüber Pseu-
Entsprechend diesen Kriterien lassen sich vier unterschied-
domonas spp.) ist jedoch nicht gesichert. Zumindest zwei
liche Patientenpopulationen definieren, d. h. Patienten mit:
Substanzen wurden als gleichwertig gegenüber einer Kombi-
1. Pneumonie, spontan atmend, früh einsetzend
nationstherapie gefunden: Imipenem gegenüber Imipenem/
2. Pneumonie, spontan atmend, spät einsetzend
Netilmycin [24], Ceftazidim gegenüber Ceftriaxon/Tobramycin
3. Pneumonie, intubiert, beatmet, früh einsetzend
[25]. Eine Studie fand sogar eine Überlegenheit der Mono-
4. Pneumonie, intubiert, beatmet, spät einsetzend.
therapie mit Meropenem gegenüber Ceftazidim/Tobramycin
[26]. Für eine Kombinationstherapie spricht dennoch ein
In allen Gruppen ist die antimikrobielle Therapie bei vor-
Synergismus (verbesserte Bakterizidie) zweier antimikrobiel-
liegenden Risikofaktoren zu modifizieren.
ler Substanzen. Ein solcher Synergismus ist beschrieben für
Penicilline/Cephalosporine und Aminoglykoside, nicht jedoch
Ein weiterer Aspekt, der bei der Auswahl der antimikrobiellen
In der Kombinationstherapie sind zwei Strategien denkbar:
Therapie beachtet werden muss, ist die Penetration ins
Lungengewebe. In dieser Hinsicht sind Aminoglykoside keine
Bei dieser wird mit einer Monotherapie begonnen und erst
idealen Substanzen, da ihre Penetration lediglich 30±40% der
für den Fall des Nachweises eines multiresistenten Erregers
Serumkonzentration erreicht. Auch â-Lakatame weisen eine
eine Kombinationstherapie eingesetzt.
Penetration von < 50% auf. Die besten Konzentrationen im
Lungengewebe werden mit Chinolonen erzielt (über 100% der
Diese ist umgekehrt charakterisiert durch den Beginn mit
einer Kombinationstherapie, die bei Nachweis eines nicht
multiresistenten Erregers auf eine Monotherapie reduziert
Kliniksspezifische Kleinraumepidemiologie nosokomialer
Für die Eskalations-Strategie spricht, dass der Groûteil der
Die konkrete Auswahl der antimikrobiellen Substanzen er-
Erreger durch eine einfache, kostengünstigere Therapie be-
folgt im Idealfall anhand der Keim- und Resistenzspektren der
handelt werden kann, ohne eine Selektion von Resistenzen
durch ¹Übertherapieª zu riskieren. Auûerdem ist es praktisch
einfacher, eine Therapie zu erweitern als eine Kombinations-
therapie zu reduzieren. Andererseits zeigt eine Studie, dass
eine primär inadäquate antimikrobielle Therapie auch nach
Streptococcus pneumoniae, Staphylococcus aureus sowie
Korrektur nicht mehr die Ergebnisse einer primär adäquaten
Haemophilus influenzae bieten derzeit in Deutschland keine
antimikrobiellen Therapie erreichen kann [27]. Die Wahl der
Resistenzprobleme gegenüber den üblicherweise bei dieser
Strategie hängt somit von der Prävalenz multiresistenter
Indikation eingesetzten Breitspektrum-Penicillinen und -Ce-
Erreger im jeweiligen Setting (Station/Krankenhaus/Risiko-
phalosporinen. Die Rate der penicillinresistenten Streptococ-
konstellation) ab. Ist diese niedrig (z.B. < 10%), kann die
cus pneumoniae-Stämme liegt unter 5% und hochresistente
erstgenannte Strategie zum Einsatz kommen, da ein niedriges
Stämme sind sehr selten [30]. Auch die weltweit steigende
Risiko für ein Therapieversagen besteht. Ist diese hoch (z.B.
Resistenz von Haemophilus influenzae gegenüber Ampicillin
³ 10%) oder unbekannt, oder bestehen Hinweise auf ein
spielt bei uns bislang keine Rolle. Bei der Therapieentschei-
gehäuftes Therapieversagen, sollte der Deeskalation der Vor-
dung zu berücksichtigen sind dagegen Erregeresistenzen, die
schwerpunktmäûig in Krankenhäusern der Maximalversor-
gung bei spät auftretender Pneumonie und/oder langdauern-
der antimikrobieller Therapie gefunden werden. Hierzu ge-
hören MRSA, Enterobacteriaceae der Klebsiella/Enterobacter-
Adäquate Dosierung ist eine wesentliche Voraussetzung einer
Gruppe mit extended spectrum ± Beta-Laktamasen (ESBL)
erfolgreichen Therapie, suboptimale Dosierungen stellen ei-
und einige Nonfermenter wie Pseudomonas aeruginosa und
nen Hauptfaktor der Resistenzentwicklung unter antimikro-
bieller Therapie dar [28]. Solange der Erreger nicht identifi-
ziert ist, sind hohe Dosierungen anzusetzen. Im Falle einer
Erregeridentifikation ergibt sich die korrekte Dosierung aus
der Berücksichtigung der renalen Ausscheidungsfunktion
Während die Rate der Oxacillin-Resistenz von Staphylococcus
sowie den MHK-Werten entsprechend Resistogramm [28].
aureus in den USA sowie einigen west- und südeuropäischen
Staaten bei steigender Tendenz 20±50% erreicht, beträgt sie
in Deutschland im Mittel 2±12% [31], wobei erhebliche
Schwankungen in Abhängigkeit von lokalen Kleinepidemien
Die pharmakodynamischen Besonderheiten bestimmter Sub-
zu berücksichtigen sind. Eine ungezielte Therapie mit Glyko-
stanzen sind zu berücksichtigen. Es gelten die folgenden
peptiden ist daher bei Verdacht auf Infektionen durch Staphy-
lococcus aureus nicht erforderlich und wegen der damit
1. Antimikrobielle Substanzen mit Bakterizidie oberhalb der
verbundenen Selektionsgefahr auch nicht sinnvoll. Stattdes-
MHK, jedoch ohne nennenswerten postantibiotischen Ef-
sen sind die rechtzeitige Identifizierung von MRSA-Fällen und
fekt (PAE): Bei diesen Substanzen sind häufigere, feste
die prompte Einleitung krankenhaushygienischer Maûnah-
Dosierungsintervalle einzuhalten, um die Konzentrationen
men vordringlich, die bei konsequenter Durchführung die
permanent oberhalb der MHK zu halten. Zu diesen ge-
Ausbreitung der resistenten Stämme verhindern.
hören: Penicilline, Cephalosporine, Aztreonam
2. Antimikrobielle Substanzen mit konzentrationsabhängiger
Bakterizidie und ausgeprägtem PAE: Hier sind hohe Spit-
zenkonzentrationen von Bedeutung. Die Dosierungsinter-
Weltweit wird über eine Zunahme nosokomialer Infektionen
valle können verlängert werden. Hierzu zählen: Aminogly-
mit diesen Erregern berichtet, die resistent gegenüber Cepha-
losporinen der 3. Generation und einer Reihe weiterer Breit-
3. Antimikrobielle Subtanzen mit Bakterizidie oberhalb der
band-Antibiotika sind [32]. Zur epidemiologischen Situation
MHK, jedoch mit postantibiotischem Effekt (PAE): Hier
in Deutschland liegen bislang wenig Daten vor. Multizentri-
sind die Dosierungsintervalle weniger kritisch. Zu diesen
sche Studien der Paul-Ehrlich-Gesellschaft, die Isolate ver-
gehören: Carbapeneme und Vancomycin.
schiedener Provenienz untersuchten, zeigen im Zeitraum von
Nosokomiale Pneumonie: Empfehlungen zur Therapie und Prophylaxe
1990 bis 1995 keinen nennenswerten Anstieg der Resistenz
Strategien zur Limitierung von Infektionen durch
dieser Erregergruppe gegenüber Cephalosporinen der 3. Ge-
1. Die wichtigste Maûnahme zur Verhinderung der Zunahme
von Pneumonien mit multiresistenten Keimen stellt der
Pseudomonas-Infektionen stellen wegen des im Einzelfall
rationale Einsatz antimikrobieller Substanzen auf der
schwer kalkulierbaren Resistenzverhaltens der Erreger gegen-
Intensivstation dar. Strategien zur Umsetzung derartiger
über den meisten Breitspektrum-Antibiotika eine Heraus-
Konzepte umfassen den Einsatz definitiver diagnostischer
forderung für den Kliniker dar. Die in zahlreichen Studien
Verfahren [36], die Etablierung und kontinuierliche Aktua-
gezeigte prognostische Bedeutung einer inadäquaten initialen
lisierung verbindlicher Richtlinien zur antimikrobiellen
antimikrobiellen Therapie der nosokomialen Pneumonie geht
Therapie durch professionelle Berater oder interdisziplinä-
zu einem erheblichen Teil zu Lasten dieses Erregers. Primäre
re Kommissionen sowie den Verzicht auf nicht indizierte
Resistenz liegt regional unterschiedlich in etwa 10±15%
oder prolongierte Antibiotika-Prophylaxen im perioperati-
gegenüber pseudomonaswirksamen Penicillinen und Cepha-
ven Bereich. Eine kurzzeitige antimikrobielle Therapie
losporinen, Carbapenemen und Chinolonen vor [31,33]. Bei
reduziert zwar das Risiko einer früh auftretenden Pneumo-
der Auswahl der empirischen Therapie ist daher die Resis-
nie, erhöht jedoch andererseits das Risiko für eine Koloni-
tenzsituation in der eigenen Institution zu berücksichtigen,
sation und die Entwicklung einer spät auftretenden Pneu-
die in Abhängigkeit von der Zusammensetzung des Patienten-
monie mit gramnegativen Enterobacteriaceae und poten-
kollektivs und lokaler Eigenheiten der antimikrobiellen The-
tiell multiresistenten Keimen [14]. Der Zusammenhang
rapie groûe Unterschiede gegenüber veröffentlichten Daten
zwischen einer langdauernden antimikrobiellen Therapie
aufweisen kann. Ein zweites Problem stellt die Gefahr der
und der Selektion resistenter Erreger der nosokomialen
Resistenzentwicklung unter Therapie (¹sekundäre Resistenzª)
Pneumonie ist durch zahlreiche Studien belegt [5,16,18].
dar. Diese tritt bevorzugt unter Monotherapie oder inadäquat
2. Neuere Studien weisen zudem darauf hin, dass die ein-
wirksamer bzw. dosierter Kombinationstherapie auf. In einer
seitige Anwendung starrer antimikrobieller Therapiere-
Studie zur Monotherapie schwerer Pneumonien mit Ciproflo-
gime auf der Intensivstation mit einem hohen Risiko der
xacin versus Imipenem lag die Rate von Isolaten von Pseudo-
Selektion multiresistenter Erreger einhergeht und dass
monas aeruginosa mit sekundärer Resistenz in der Imipe-
Konzepte eines zyklischen Einsatzes alternativer Regime
nem-Gruppe bei 50% [34]. Diese Resistenzentwicklung ist
mit differenten Wirkspektren (¹crop rotationª) dieses
meist nach der ersten Behandlungswoche zu beobachten.
Risiko vermindern [37]. Insgesamt bestätigen diese Daten
den Wert einer differenzierten, dem individuellen Risiko
angepassten antimikrobiellen Therapie, welche die heute
zur Verfügung stehenden Subtanzgruppen (Breitspektrum-
Im Gegensatz zu Enterobakterien werden diese Erreger in der
Penicilline, Cephalosporine, Carbapeneme, Chinolone)
Regel exogen übertragen. In einer spanischen Studie wurde
möglichst gleichmäûig zum Einsatz bringt.
Acinetobacter spp. in 8% der (überwiegend spät entstande-
nen) beatmungsassoziierten Pneumonien isoliert. Zwei Drittel
Initiale kalkulierte Therapie der nosokomialen Pneumonie
der Patienten starben und in einem Viertel der Fälle lagen
des spontan atmenden Patienten ohne Risikofaktoren
polymikrobielle Infektionen vor [35]. Praktisch bedeutsam ist
die geringe Empfindlichkeit des Erregers gegenüber gängigen
Zum Keimspektrum in dieser Gruppe gibt es nur wenige
Breitspektrum-Penicillinen und -Cephalosporinen, so dass die
Untersuchungen. Eine groûangelegte Studie zeigt, dass multi-
initiale Therapie mit einem Carbapenem oder Chinolon
resistente Keime weniger häufig zu erwarten sind [10]. Bei
erfolgen sollte. Gegenüber diesen letzteren Substanzen ist
spät einsetzender Pneumonie überwiegen gramnegative En-
nach einer deutschen Studie, die positive Blutkulturen unter-
terobacteriaceae. Kontrollierte Studien zur antimikrobiellen
sucht hat, mit Sensibilitätsraten von 80 ±85% zu rechnen [33].
Therapie dieser Patientengruppe liegen nicht vor.
Dieser Erreger wird meist im Rahmen von Superinfektionen
Bei der früh einsetzenden Pneumonie ist ein Aminopenicillin
bei multimorbiden Patienten gefunden, die mit gegenüber
plus â-Laktamase-Hemmer oder ein Cephalosporin der 2.
diesen Erregern nicht wirksamen Antibiotika vorbehandelt
Generation als Monotherapie ausreichend. Bei der spät ein-
wurden. Die Inzidenz dieser Infektion bei nosokomialer
setzenden Pneumonie ist ein Chinolon der 2. Generation
Pneumonie liegt in den meisten Studien unter 3%, eine höhere
(Ciprofloxacin) oder der 3. Generation (Levofloxacin) oder ein
Inzidenz kann als Hinweis auf eine inadäquate antimikro-
nicht-Pseudomonas wirksames Cephalosporin der 3. Genera-
bielle Therapiestrategie bewertet werden. Die Therapie erfolgt
tion zu bevorzugen (siehe Tab. 2). Zu den neueren Chinolonen
gezielt mit Cotrimoxazol, häufig sind auch Chinolone und
liegen in dieser Indikation allerdings noch kaum vergleichen-
Eine Sonderstellung nehmen wahrscheinlich spontan at-
mende Patienten ein, die eine spät einsetzende Pneumonie
mit schwerer respiratorischer Insuffizienz oder schwerer
Sepsis und Hypotension aufweisen. Diese werden im Verlauf
in der Mehrzahl beatmungspflichtig. In diesen Fällen sollte,
da mit bakteriämischen Verläufen zu rechnen ist, wie bei
einer spät einsetzenden Pneumonie des beatmeten Patienten
Die Behandlungsdauer entspricht derjenigen der Monothera-
pie des spontan atmenden Patienten mit Pneumonie ohne
Bei Vorliegen von Risikofaktoren ist die Therapie entspre-
chend zu modifizieren (siehe unten).
Initiale kalkulierte Therapie der spät einsetzenden
nosokomialen Pneumonie des beatmeten Patienten
Die antimikrobielle Therapie ist parenteral zu beginnen und
kann nach klinischer Besserung frühestens nach drei Tagen in
Das Grundprinzip der antimikrobiellen Therapie der spät
eine orale Therapie umgewandelt werden. Eine Ausnahme
einsetzenden nosokomialen Pneumonie des beatmeten Pa-
stellen Chinolone dar, die bei kooperativen Patienten, funktio-
tienten beruht auf der Annahme besonders pathogener und/
nierendem gastrointestinalen Transport und guter Resorption
oder besonders resistenter Erreger. Als initialer Therapiean-
von Anfang an oral verabreicht werden können. Die Behand-
satz ist daher ein Regime zu wählen, das die entsprechenden
Erreger mit gröûter Wahrscheinlichkeit erfasst. Dies ist nur in
Ausnahmefällen und nur bei Hochdosisapplikation mit einer
Initiale kalkulierte Therapie der früh einsetzenden
Monotherapie möglich. Kombinationstherapien sind daher
nosokomialen Pneumonie des beatmeten Patienten ohne
Entsprechend dem Keimspektrum ist ein Aminopenicillin plus
â-Laktamasehemmer oder ein Cephalosporin der 2. Genera-
Die für eine Kombinationstherapie infrage kommenden Sub-
tion adäquat. Bei Allergie auf â-Laktame sind Chinolone
stanzen sind in Tab. 3 zusammengefasst. Die angegebenen
Erreger sollen dabei nur eine Orientierung für die kalkulierte
Therapie liefern. Es sind hohe Dosierungen gewählt, die unter
besonderen Umständen verringert oder (seltener) auch noch
gesteigert werden können. Diese Entscheidungen hängen von
Die infrage kommenden Substanzen entsprechen denjenigen
der individuellen klinischen Situation ab.
des spontan atmenden Patienten mit Pneumonie ohne Risi-
kofaktoren (Tab. 2). Bei Vorliegen von Risikofaktoren ist die
Die initial verwendeten Kombinationen können aus einem
Therapie entsprechend zu modifizieren.
Aminoglykosid (in einmal täglicher Dosierung) oder Cipro-
Tab. 2 Antimikrobielle Substanzen und Do-
sierung zur Therapie der nosokomialen Pneu-
monie des spontan atmenden Patienten sowie
Cephalosporine der 2. GenerationCefuroxim
Nicht-Pseudomonas wirksame Cephalosporine der 3. GenerationCefataxim
Sa = oxacillin-sensible Staphylococcus aureus; Sp = Streptococcus pneumoniae; H = Haemophilus influenzae;
Nosokomiale Pneumonie: Empfehlungen zur Therapie und Prophylaxe
Dosierung zur Kombinationstherapie der spät
Acylureidopenicillin (+ â-Laktamasehemmer*)Piperacillin
Pseudomonas-wirksames Cephalosporin der 3./4. GenerationCeftazidim
GNEB = Gram-negative Enterobacteriaceae, P = Pseudomonas spp., A = Acinetobacter spp.,
MRSA = methicillin (oxacillin)-resistente Staphylococcus aureus, * Freier Kombinationspartner:
floxacin und einem Vertreter der folgenden Substanzgruppen
die Monotherapien verglichen haben, fanden keinen Unter-
bestehen: Antipseudomonas-Penicillin, Antipseudomonas-
schied zwischen Ciprofloxacin (3 400 mg) und Imipenem-
Cephalosporin oder Carbapenem. Der Einsatz von Carbapene-
Cilastatin (3 1g) [34] und eine Überlegenheit von Pipe-
men in der Initialtherapie ist jedoch nicht unumstritten, da es
racillin-Tazobactam (3 4,5 g) gegenüber Imipenem-Cilastatin
sich bei diesen Substanzen um wertvolle Reservesubstanzen
(3 0,5 g) [39]. Alle diese Ergebnisse sind jedoch nicht um-
handelt, die bei ungerechtfertigt häufigem Einsatz die Resis-
standslos als Beleg für eine Gleichwertigkeit der Monothera-
tenzsituation verschärfen können und unter Umständen zur
pie zu interpretieren, weil die Abhängigkeit des Erfolgs des
Selektion hochresistenter gramnegativer Erreger führen kön-
jeweiligen Regimes von Dosierung und Resistenzspektrum
der Keime verallgemeinernde Schlüsse nicht zulässt. Es wird
daher hier an der Kombinationstherapie festgehalten.
Unter einer Monotherapie entwickeln sich Resistenzen insbe-
sonders gegenüber Pseudomonas aeruginosa. Ob diese Rate
Die gebräuchlichste Kombination zur Therapie einer Pseudo-
durch eine Kombinationstherapie gesenkt werden kann, ist
monas aeruginosa-Infektion ist die Kombination eines ent-
nicht gesichert. Die gängige Praxis einer Kombinationsthera-
sprechend wirksamen Betalaktam-Antibiotikums mit einem
pie beruht im Wesentlichen auf einer Studie, die Mono- und
Aminoglykosid, da diese Kombination vermutlich auch in vivo
Kombinationstherapie von bakteriämischen Pneumonien
einen Synergismus aufweist. Eine Alternative kann die Kom-
durch Pseudomonas aeruginosa verglichen und einen deutli-
bination eines Antipseudomonas-Betalaktams mit Ciproflox-
chen Vorteil für die Kombinationstherapie gefunden hat
acin darstellen, da Ciprofloxacin sehr hohe Konzentrationen
(Letalität 35% bei Kombinationstherapie und 88% für Mono-
im Lungengewebe erreicht und ein anderes Toxizitätspotenz-
therapie) [38]. Zwei nachfolgende Studien haben keinen
ial als die Aminoglykoside aufweist. Die Kombination von
Unterschied zwischen einer Mono- und einer Kombinations-
zwei Antipseudomonas-Betalaktamen ist hingegen weniger
therapie (Imipenem versus Imipenem/Netilmicin und Ceftazi-
empfehlenswert, da antagonistische Effekte nicht sicher aus-
dim versus Ceftriaxon/Tobramycin) in der Rate der Resistenz-
entwicklung belegen können [24,25]. Zwei weitere Arbeiten,
Bei Anaerobier-Infektionen muss die initiale Kombination um
Initiale kalkulierte Therapie des Patienten mit
ein Pharmakon (Clindamycin, Metronidazol) erweitert wer-
nosokomialer Pneumonie und Risikofaktoren
den, wenn die Kombinationsantibiotika allein keine gute
Bei Vorliegen von einem der folgenden Risikofaktoren ist die
Therapie wie folgt zu modifizieren (siehe auch Tab. 4):
Aztreonam ist eine Reservesubstanz bei â-Laktam-Allergie. Es
a) Dauer der vorbestehenden antimikrobiellen Therapie in
besteht eine mangelnde Wirksamkeit gegen grampositive
beliebiger Indikation (> 3±7 Tage): Therapie entsprechend
Erreger und Haemophilus influenzae. Dies ist besonders zu
der spät einsetzenden Pneumonie des beatmeten Patienten
beachten, wenn in Kombination mit einem Aminoglykosid
b) ZNS-Trauma oder Koma: Therapie entsprechend der früh
behandelt wird. Cotrimoxazol ist lediglich ein empirisches
Reservepharmakon für bestimmte Infektionen mit hochresi-
c) strukturelle pulmonale Komorbidität (fortgeschrittene
stenten gramnegativen Erregern wie Stenotrophomonas spp.
COPD, Bronchiektasen): Therapie entsprechend der spät
oder Acinetobacter spp., das nur bei entsprechendem Erreger-
einsetzenden Pneumonie des beatmeten Patienten
nachweis eingesetzt werden sollte und dessen In-vivo-Wirk-
d) medikamentöse Immunsuppression: wie spät einsetzende
samkeit nicht eindeutig belegt ist. Vancomycin und Teicopla-
Pneumonie, zusätzlich (in Abhängigkeit von Prävalenz der
nin sind Reservesubstanzen zur Behandlung von nachgewie-
Legionellose) Wirksamkeit gegen Legionella spp. durch
senen MRSA-Infektionen und dürfen keinesfalls als Standard-
Makrolid oder Ciprofloxacin erwägen, bei Nachweis von
Kombinationspartner verwendet werden. Lediglich bei epide-
miologisch sehr hochgradigem Verdacht auf eine MRSA-Infek-
e) gesicherte Aspiration: Aminopenicillin oder Acylureidope-
tion kann der Einsatz vor dem Erregernachweis gerechtfertigt
nicillin plus â-Laktamasehemmer; oder Cephalosporin der
3. Generation plus entweder Clindamycin oder Metronida-
zol als Kombinationspartner; oder Carbapenem.
In den kommenden Jahren muss abgewartet werden, wo der
Platz der neueren Chinolone in der Therapie der schweren
nosokomialen Pneumonie zu definieren ist. Bei Levofloxacin
ist die schwächere Wirksamkeit gegenüber Pseudomonas
Die diagnostischen Kriterien und Indikationen zur Therapie
wurden bereits im Teil ¹Diagnostik der nosokomialen Pneu-
monieª aufgeführt (36). Eine Therapie der nosokomialen Pilz-
Pneumonie ohne Erregernachweis ist nicht indiziert.
Die initial verabreichte Kombinationstherapie muss in der
Die (sehr selten vorkommende) nosokomiale Candida-Pneu-
Regel nach 2 bis 3 Tagen überprüft werden. Kann die ¾tiologie
monie wird nach Resistogramm behandelt. Candida albicans-
der Pneumonie gesichert werden, so kann und sollte eine
Stämme sind in der Regel empfindlich gegen Fluconazol,
entsprechende Reduktion auf eine angemessene Monothera-
Candida krusei-Stämme sind primär resistent.
pie erfolgen. Dieses gilt jedoch nicht, wenn es sich um eine
nachgewiesene Enterobacter spp.-, Pseudomonas spp.- oder
Die nosokomiale Aspergillus-Pneumonie wird mit Ampho-
Acinetobacter spp.-Infektion handelt. In diesen Fällen soll die
tericin B behandelt. Liposomales Amphotericin B wird im
Fortsetzung der Kombinationstherapie der Verhinderung ei-
Falle einer Niereninsuffizienz (Kreatinin > 2 mg/dL) empfoh-
ner raschen Resistenzselektion dienen. Bei beatmeten Patien-
len [44]. Ein additiver Effekt der Gabe von Flucytosin ist nicht
ten, die auf die Erstbehandlung nicht ansprechen, sind am
gesichert. Ebenso ist die alleinige oder zusätzliche Gabe von
ehesten Pneumonien durch Pseudomonas aeruginosa, oxacil-
linresistente Staphylococcus aureus (MRSA), Acinetobacter
spp., Klebsiella spp. oder Enterobacter spp. zu erwarten
Aus oben gesagtem ergeben sich zusammenfassend folgende
Die Dauer der antimikrobiellen Therapie der spät einsetzen-
den nosokomialen Pneumonie des beatmeten Patienten kann
1. Die Auswahl der initialen antimikrobiellen Therapie folgt
nicht generell festgelegt werden. Einerseits kommt es bei
immer anhand einer Zuordnung des jeweiligen Patienten
hochresistenten gramnegativen Erregern bei zu kurzer Thera-
zu definierten Risikogruppen mit jeweils charakteristi-
piedauer nicht selten zu Rezidiven. Aus dieser Beobachtung
leitet sich die Empfehlung einer Therapiedauer von 14±21
2. Grundkriterien der Risikoeinschätzung umfassen: a) Spon-
Tagen ab. Andererseits darf insbesondere bei beatmeten
tanatmung versus Beatmung; b) Zeitpunkt des Auftretens
Intensivpatienten der erhebliche Selektionsdruck unter einer
(früh versus spät erworbene Pneumonie); c) zusätzliche
langandauernden antimikrobiellen Therapie nicht vernach-
Risikofaktoren (Dauer der vorbestehenden antimikrobiel-
lässigt werden. Statt also eine vereinfachende Empfehlung zu
len Therapie; ZNS-Trauma oder Koma, strukturelle pulmo-
geben, muss auf die sorgfältige Beobachtung der gesamten
nale Komorbidität, iatrogene Immunsuppression, gesi-
klinischen Situation einschlieûlich der direkten (CRP, Leuko-
zyten) und indirekten (z.B. Beatmungssituation, Kreislaufsi-
3. Entsprechend diesen Risikogruppen und Kriterien ergeben
tuation) Infektionsparameter verwiesen werden.
sich vier Patientenpopulationen: a) spontan atmender
Patient mit früh- bzw. spät einsetzender Pneumonie und
b) intubierter und maschinell beatmeter Patient mit früh-
Nosokomiale Pneumonie: Empfehlungen zur Therapie und Prophylaxe
Tab. 4 Sonstige antimikrobielle Substanzen
und Dosierung zur Therapie der nosokomialen
2. Therapie der AspergilloseAmphothericin B
3. Bisher nicht genannte Substanzen für die Therapie der AspirationClindamycin
4. Während früh einsetzende Pneumonien mit Aminopenicil-
lin/â-Laktamase-Hemmer oder Cephalosporinen der 2.
Generation ausreichend behandelt sind, ergibt sich für spät
einsetzende Pneumonien die Notwendigkeit einer breite-
ren Kombinationstherapie aus Antipseudomonas-Penicillin
Risikofaktoren für das Entstehen einer nosokomialen Pneu-
oder -Cephalosporin oder Carbapenem plus Ciprofloxacin
oder Aminoglykosid. Lediglich bei spontan atmenden
1. patientenassoziierte Faktoren (Alter, Grunderkrankung, Er-
Patienten mit spät einsetzender und leichter bis mittel-
nährungsstatus, Raucherstatus, Alkoholstatus etc.)
schwerer Pneumonie kann eine Monotherapie mit einem
2. endogene Infektionsquellen: Infektionen durch Erreger, die
Chinolon oder einem Cephalosporin der 3. Generation
bereits bei Ankunft des Patienten im Krankenhaus oder im
Verlauf des Krankenhaus-Aufenthaltes den Respirations-
5. Die Behandlung dieser Patientenpopulationen wird im
trakt und/oder Gastrointestinaltrakt kolonisieren
Falle des Vorliegens einer der definierten Risikofaktoren
3. exogene Infektionsquellen: Infektionen, die durch Gesund-
entsprechend des zu erwartenden besonderen Erreger-
heitsarbeiter (Hände von Arzt/Pflegepersonal), kolonisierte
Materialien (Tubus, Beatmungssystem, Absaugkatheter,
6. Die Therapie der (seltenen) Pilzpneumonien umfasst bei
Bronchoskop), über Luft (Aspergillus spp.) oder kontami-
Candida spp. meist Fluconazol, bei Aspergillus spp. Am-
niertes Wasser (Legionella spp.) übertragen werden.
7. Eine adäquate Dosierung entsprechend Körpergewicht und
Nierenfunktion (sowie bei isoliertem mutmaûlichen Er-
reger entsprechend MHC) ist für den Therapieerfolg essen-
8. Strategien zur Limitierung der Selektion von multiresisten-
Diese erhöhen signifikant das Risiko nosokomialer Infektio-
ten Keimen umfassen a) den zurückhaltenden und geziel-
nen, sind aber als Ziele für Präventionsmaûnahmen häufig
ten Einsatz antimikrobieller Substanzen auf der Intensiv-
nicht geeignet. Angemessene Kontrollmaûnahmen sind vom
station; und b) Konzepte eines zyklischen Einsatzes ver-
Hospital Infection Control Practices Advisory Comitee (HIC-
schiedener Regime mit differenten Wirkspektren.
PAC) der amerikanischen Infektionskontrollbehörde (CDC)
aufgestellt worden und in Tab. 5 aufgeführt.
Der Evidenzgrad dieser Empfehlungen ist generell auf der
Ebene von Expertenmeinungen zu sehen, die auf den Ergeb-
nissen wissenschaftlich hochwertiger, aber nicht randomisier-
Eine Reduktion der Infektionsraten und damit von Beat-
mungsdauer, Aufenthaltsdauer auf der Intensivstation und
Mortalität kann durch verschiedene Maûnahmen erreicht
Tab. 5 Patienteneigene Risikofaktoren und mögliche Präventionsstra-
eine generelle Empfehlung zugunsten dieser Technik nur
möglich, wenn diese positiv ausfallen.
Die subglottische Sekretabsaugung hat in zwei Studien zu
einer Reduktion der Pneumonie-Rate ohne Beeinflussung von
Mortalität und Intensiv-Liegezeit geführt [54,55]. Die für
diese Absaugung notwendigen Tuben sind teuer, die Absau-
gung ist personalaufwendig, die Kosten-/Nutzeneffektivität
ist nicht nachgewiesen. Methoden zur Verbesserung der Cuff-
Druckkontrolle bzw. zur Reduktion der Keimzahl auf dem
Tubus durch veränderte Tubusmaterialien sind in Entwick-
lung, jedoch bisher nicht evaluiert.
Patienten, die tief sediert und vor allem relaxiert sind, haben
vermehrt Aspirationen und eine erhöhte Rate an nosokomia-
len Pneumonien [56]. Augmentierte Beatmungsformen mit
konstant hohen inspiratorischen und exspiratorischen Drük-
ken sind heute möglich, so dass Relaxantien bis auf Aus-
Alternative Beatmungszugänge (nichtinvasive positive Druck-
Beatmung über Gesichts-/Nasenmaske, NIPPV) haben sich für
Der Einfluss einer enteralen Ernährung auf die Entstehung
Subgruppen von Patienten (kardial bedingtes Lungenödem
nosokomialer Beatmungspneumonien wird kontrovers disku-
[45], COPD [46]) als der Beatmung über Tubus überlegen
tiert. Während in Tierversuchen eine Verminderung der
erwiesen, da sie mit einer deutlich verringerten Infektionsrate
Darmatrophie und der Darmpermeabilität und eine Verbesse-
und damit kürzeren Beatmungs- und Liegezeiten auf der
rung der immunologischen Funktion des Darms unter ente-
Intensivstation einhergehen [47]. Ob nichtinvasive Verfahren
raler Ernährung gezeigt werden konnte, zeigte sich in anderen
über die genannten Indikationen hinaus z. B. bei Pneumonie,
Studien eine vermehrte oropharyngeale Kolonisation [57].
ARDS oder im Weaning einen Stellenwert gewinnen, bleibt
Zudem könnte die nasogastrische Sonde die Inzidenz der
Sinusitis erhöhen. Eine Metaanalyse [58] zeigte einen Vorteil
früher enteraler gegenüber parenteraler Ernährung, was zur
Bevorzugung einer oralen vor einer nasotrachealen Intubation
Empfehlung dieser Ernährungsform in den amerikanisch-
europäischen Richtlinien zur ARDS-Behandlung führte [59].
Die Intubation hat sich als bedeutendster Risikofaktor für eine
Allerdings sind die untersuchten Patientenzahlen klein, und
nosokomiale Beatmungspneumonie erwiesen. Die nasotra-
es wurden überwiegend chirurgische ± postoperative ±
cheale Intubation erhöht das Risiko für Sinusitis und Pneu-
Patienten untersucht. Groûe Studien sind notwendig, um zu
monie [48] und damit die Mortalität [49]. Trotz der pflege-
klären, wie enterale Ernährung am besten appliziert wird
rischen Probleme im Umgang mit orotracheal intubierten
(welche Sonde, kontinuierliche oder intermittierende Sonden-
Patienten sollte die orale Intubation daher favorisiert werden.
kostgabe, welche Prokinetika, welche Kontraindikationen)
und welchen Einfluss eine erfolgreiche Ernährungstherapie
auf die Rate nosokomialer Pneumonien hat.
Bei Oberkörperhochlagerung (30±45 Grad) konnte in szinti-
graphischen Untersuchungen eine erhebliche Reduktion des
in die Atemwege aspirierten Materials gegenüber der Flach-
Aspirationsvorgänge spielen besonders bei Patienten mit
lagerung gezeigt werden [50,51]. In einer jüngst publizierten
eingeschränktem Bewusstsein eine Rolle. In einer Studie
Untersuchung fand sich eine deutliche Reduktion der Pneu-
konnte bei Patienten mit einem strukturellen Koma gezeigt
monie-Inzidenz bei Oberkörperhochlagerung [52]. Die Me-
werden, dass eine prophylaktische Gabe von antimikrobiellen
thode ist einfach, billig und jederzeit auszuführen, so dass sie
Substanzen (zwei Dosen Cefuroxim 1,5 g innerhalb von 12 Std.
nach Intubation gegeben) zu einem signifikanten Rückgang
von nosokomialen Pneumonien führt [60]. Diese Daten de-
cken sich mit der in einer Reihe von Studien gefundenen
verminderten Rate von früh einsetzenden Pneumonie bei
Für Rotationsbetten konnte in einer Reihe von Studien
Gabe systemischer antimikrobieller Substanzen. Die Mortali-
(Zusammenfassung bei [53]) eine Verringerung der Pneumo-
tät konnte nicht positiv beeinflusst werden.
nie-Rate ohne Einfluss auf Mortalität und andere wichtige
Endpunkte gezeigt werden. Kosten-Nutzenanalysen stehen
aus. Aufgrund des hohen Personalaufwands der Methode ist
Nosokomiale Pneumonie: Empfehlungen zur Therapie und Prophylaxe
Tab. 6 Isolationsstrategien entsprechend Empfehlungen der CDC
(modifiziert nach [77], siehe auch Internetseite der Deutschen Gesell-
Positive Ergebnisse einer frühen Antibiotikagabe zeigt auch
eine Metaanalyse zur selektiven Darmdekontamination (SDD)
[61]. Hinsichtlich Letalität erwies sich nur die Kombination
1. Standard-Maûnahmen. Empfohlen für alle Patienten
von systemischer und topischer Antibiotikagabe, nicht jedoch
Händedesinfektion nach jedem Patientenkontakt und nach dem
die alleinige topische Gabe als vorteilhaft. Die Kosteneffektivi-
Handschuhe tragen, wenn Kontakt zu Blut oder anderen
tät der Kombinationsgabe wurde jüngst mit einem Einspa-
rungspotential von $4370 pro Fall ermittelt [62]. Unklar ist,
Schutzkittel tragen, wenn die Kleider durch Körperflüssigkeiten
ob der topischen Antibiotikagabe überhaupt ein Effekt zu-
kommt oder ob alleine die systemische Gabe Vorteile bringt.
Gesichtsmaske/Schutzbrille tragen, wenn Spritzer von Körper-
Keine Studie zur SDD hat bisher die erzielten Effekte differen-
ziert nach früh versus spät einsetzenden Pneumonien unter-
2. Maûnahmen zur Vorbeugung von Infektionen, die durch Aerosol
sucht. Diese Analyse ist jedoch sowohl für die adäquate
oder Tröpfcheninfektion übertragen werden, empfohlen zusätzlich
Einschätzung der erzielbaren Pneumonie-Reduktionsrate als
auch der langfristigen Folgen für die mikrobielle Resistenz-
entwicklung von entscheidender Bedeutung.
Patiententransporte auf das absolut notwendige Mindestmaû
Weitere Studien sind für eine generelle Beurteilung nötig. Zur
wenn ein Transport notwendig wird, muss der Patient eine
Zeit kann weder eine selektive Darmdekontamination noch
eine Kurzzeit-Antibiotikaprophylaxe empfohlen werden.
3. Maûnahmen zur Vorbeugung von Kontaktinfektionen, empfohlen
zusätzlich zu den Standardmaûnahmen bei Patienten mit Nachweis
epidemiologisch signifikanter Erreger (wie z.B. MRSA oder VRE)
Patient in Einzelzimmer unterbringen bzw. Patienten mit dem
gegen früherer Berichte nicht als Risikofaktor für eine nosoko-
miale Pneumonie erwiesen [63]. Neuere Präparate mit höhe-
Handschuhe und Gesichtsmaske vor Verlassen des Zimmers
rer Säureblockerpotenz wie Omeprazol sind bisher nicht
Händedesinfektion vor Verlassen des Zimmers
untersucht, so dass z. Z. keine generelle Empfehlung gegeben
Stethoskop und Thermometer nur für einen definierten Patien-
günstigste Wechselintervall noch nicht bekannt ist, hat sich
ein einmal wöchentlicher Wechsel als sicher und kosten-
Die einfachste Methode, um eine Keimübertragung zwischen
Patienten zu vermeiden und das Krankenhauspersonal zu
schützen, ist die einfache Händedesinfektion. Das Händewa-
schen zerstört den Säureschutzmantel der Haut und begün-
stigt damit die Kolonisation der Hände. Obwohl aus ethischen
Beatmungsfilter (HME) haben sich als billige Alternative zu
Gründen kontrollierte Studien hinsichtlich Händedesinfektion
der früher benutzten aktiven Befeuchtung erwiesen, da die
fehlen, hat sich gezeigt, dass standardisierte Infektionskon-
Inzidenz von nosokomialen Beatmungspneumonien in rando-
trollmaûnahmen in der Lage waren, Epidemien nosokomialer
misierten Studien gleich oder sogar geringer war als bei
Infektionen im Intensivbereich zu kontrollieren [64]. Darüber
letzterer [67]. Ob eine Verminderung der Kondensatbildung
hinaus hat die CDC eine Reihe von Vorschlägen für das
im Exspirationsschenkel oder die antimikrobiellen Filterei-
Vorgehen bei besonders ansteckenden Infektionen (Tab. 6)
genschaften die positiven Ergebnisse der HME erklären lassen,
gemacht. Insbesondere kommt der Isolation von Patienten
ist unklar. Aktive Befeuchtung mit Beheizung des Exspira-
mit polyresistenten Keimen eine groûe Bedeutung zu, da
tionsschenkels reduziert ebenfalls die Kondensatbildung. Die
dadurch Epidemien frühzeitig unterbrochen werden können
antibakteriellen Filtereigenschaften sind bei hydrophobischen
[65]. Die Euro-Nis-Studie hat gezeigt, dass durch Einführung
Filtern deutlich besser als bei hygroskopischen, die Befeuch-
sogenannter ¹infection control practitionersª ein Rückgang
tungsleistung ist jedoch wesentlich schlechter [68], was zu
exogener Infektionen zu erzielen ist (dank besserer Über-
einer erhöhten Rate an Tubusverschlüssen führt [69]. Der
wachung und besserer Ausbildung des Personals) [66].
Einsatz hygroskopischer Filter scheint generell für die Kurz-
zeitbeatmung empfehlenswert und bei der Langzeitbeatmung
möglich. Wahrscheinlich gibt es jedoch Kontraindikationen
für den Einsatz von HME wie starke Sekretbildung, tracheo-
Da sich unter Beatmungsbedingungen in den Beatmungs-
bronchiale Blutung, schwieriges Weaning (Filter erhöhen den
schläuchen potenziell pathogene Erreger nachweisen lieûen,
exspiratorischen Atemwegswiderstand [70]) und die Neuge-
wurde in der Vergangenheit ein täglicher Wechsel der Schläu-
borenenbeatmung. Eine Standardisierung der Befeuchtungs-
che gefordert (RKI-Richtlinie von 1985). Eine Metaanalyse der
strategien ist aus Kosten-Effektivitätsgründen anzustreben.
Studien zum täglichen Schlauchwechsel zeigt, dass ein selte-
nerer Wechsel eher mit einer niedrigeren Pneumonie-Rate
und deutlich niedrigeren Kosten einhergeht [53]. Obwohl das
Orotracheale anstelle nasotrachealer Intubation
Die Diskonnektion des Beatmungsgerätes vom Tubus ist einer
3. Maûnahmen, für die weitere Untersuchungen notwendig
der Risikofaktoren für die exogene Keimübertragung. Ge-
sind, um geeignete Indikationen festzulegen und zu end-
schlossene Absaugsysteme versprachen daher ähnlich wie
gültigen Aussagen zu kommen (Evidenzgrad III):
seltenere Beatmungssystemwechsel eine Verringerung der
Nichtinvasive Beatmung über Gesichtsmaske anstelle in-
Infektionsrate. Es existieren jedoch bisher nur zwei kleine
randomisierte Studien [71,72], die einen geringen Trend zu
Antibiotikaprophylaxe peri intubationem und selektive
weniger Infektionen in der Gruppe mit geschlossenen Syste-
men zeigen. Für dieselben spricht allerdings der Trend zu
einer besseren Oxygenierung [73] gegenüber einer konven-
tionellen Absaugung. Insgesamt sind alle Studien zu diesem
Thema schwer zu interpretieren, da sie ja nicht zwischen
Befeuchtung mit Hilfe hygroskopischer Filter anstelle akti-
endogen und exogen entstandener Pneumonie unterscheiden
können, der Vorteil der Methode jedoch nur in einer gerin-
geschlossene Absaugsysteme statt konventioneller (offe-
geren Kontamination des Personals und damit einer geringe-
ren Rate an Cross-Infektion liegen kann. Systematische Unter-
Vermeiden von Verneblern im Beatmungssystem
suchungen der Keimkontamination des Personals unter ver-
schiedenen Absaugstrategien fehlen. Vor allem bei Epidemien
mit multiresistenten Erregern wäre hier ein Vorteil der
geschlossenen Absaugung zu erwarten. Auch die Tatsache,
1 Rello J, Torres A. Microbial causes of ventilator-associated
dass geschlossene Absaugung einfacher und schneller und
pneumonia. Sem Respir Infect 1996; 11: 24±31
damit zeitsparender ist als die konventionelle Methode, ist
2 Celis R, Torres A, Gatell JM, Almela M, Rodriguez-Roisin R,
bisher nicht in Kosten-Nutzen-Analysen eingegangen. Unklar
Agusti-Vidal A. Nosocomial pneumonia. A multivariate analysis
ist ferner, wie lange geschlossene Absaugsysteme genutzt
of risk and prognosis. Chest 1988; 93: 318± 324
werden dürfen. In einer Vergleichsstudie wurde ein einmal
3 Torres A, Aznar R, Gatell JM, Jimenez P, Gonzalez J, Ferrer A, Celis
wöchentlicher mit einem einmal täglichen Wechselintervall
R, Rodrigues-Roisin R. Incidence, risk, and prognostic factors of
verglichen, ohne Veränderungen der Pneumonie-Rate zu
nosocomial pneumonia in mechanically ventilated patients. Am
finden [74]. Demgegenüber konnten andere Autoren [75]
einen signifikanten Anstieg der Keimbesiedlung der Katheter
Rello J, Quintana E, Ausina V, Castella J, Luquin M, Net A, Prats G.
Incidence, etiology, and outcome of nosocomial pneumonia in
über die Zeit zeigen, wobei sich zwischen Systemen verschie-
mechanically ventilated patients. Chest 1991; 100: 439± 444
dener Firmen auch noch erhebliche Unterschiede im Ausmaû
5 Fagon JY, Chastre J, Vuagnat A, Trouillet JL, Novara A, Gibert C.
der Besiedlung ergaben. Insgesamt haben sich geschlossene
Nosocomial pneumonia and mortality among patients in inten-
Absaugsysteme trotz der gegenüber der konventionellen
sive care units. JAMA 1996; 275: 866± 869
Absaugung erhöhten Kosten auf vielen Intensivstationen
6 Kollef MH. Ventilator-associated pneumonia. A multivariate
durchgesetzt, auch ohne dass hygienische Vorteile eindeutig
7 Papazian L, Bregeon F, Thirion X, Gregoire R, Saux P, Denis JP,
Perin G, Charrel J, Dumon JF, Affray JP, Gouin F. Effect of
Vermeidung einer Kontamination der Vernebler
ventilator-associated pneumonia on mortality and morbidity.
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Vernebler werden im Zusammenhang mit Beatmung häufig
8 Rello J, Jubert P, Valles J, Artigas A, Rue M, Niederman MS.
eingesetzt. Die Gefahr der Pneumonie-Entstehung durch Ver-
Evaluation of outcome in intubated patients with pneumonia
neblung kontaminierten Aerosols ist bekannt [76], jedoch
caused by Pseudomonas aeruginosa. Clin Infect Dis 1996; 23:
nicht systematisch untersucht. Es scheint denkbar, dass der
Ersatz von Verneblern durch Gabe von Dosieraerosolen über
Rello J, Rue M, Jubert P et al. Survival in patients with
Aerosolport (an geschlossenen Absaugsystemen) oder über in
nosocomial pneumonia: impact of the severity of illness and the
das Beatmungssystem integrierte Inhalationskammern pro-
etiologic agent. Crit Care Med 1997; 25: 1862 ±1867
10 Dorca J, Manresa F, Esteban L, Barreiro B, Prats E, Ariza J,
tektiv ist. Dies ist jedoch nicht untersucht.
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DRIERS The drying rate of air-drying systems is, as already mentioned, slow and even for reacted oils as alkyds the drying is too slow for commercial applications. The drying time is therefore commonly reduced, by adding metal driers to the system, as these catalyze and hereby accelerate the drying process. The drying time can hereby be reduced from days to hours. The presence of efficien
A R T I C L E S Meth in a Can Irritability. Heart arrhythmia. Osteoporosis. Withdrawal pains. The huge quantities of stimulants in energy drinks can make them as risky as “real” drugs. Keith M. Graves It’s hard for longtime CrossFitters to forget the ar which ran in the October 2005 edition of the Journal. Part of the reason is the striking photo of author Nicole Carroll’s bea